Sie spürt’s. Spürt’s als Gedränge.
Die Hände dringen dort ein.
Und doch auch als zerspränge
der Kopf u. würde ganz klein.
Die Wände tragen es nicht.
Die Decke hat kein Gesicht.
Der Zimmerboden zerbricht.
Die Dunkelheit kommt ans Licht.
Leise sagt sie, unhörbar
fast, pack bitte meinen Kopf,
fasse hier, hier fest mein Haar,
die Gelegenheit beim Schopf.
****
dort der Bach
das fließende Wasser
Winterflut
Sommerlache
dennoch
dort der Bach Mutter
mit jedem Tropfen
weiß ich nicht wieso
jenseits der Brücke
baden Kinder
in der Ferne wäscht einer seinen Traktor
in einem anderen Land
dennoch
dort der Bach
****
gebrochen wie ein Halm
ertrage ich das Leben nur
gebrochen wie Schilfrohre
zeigt das Leben sich in mir
bin Bruch u. Brecher
der das Rohr ummundet
geknicktes Schilf im Moor
dient als Schnorchel mir
ich verhoffe bewegungslos
meine Displays geben leidlichen
Ersatz nur für eine Brille ab
****
Wie ein Schornstein
der nicht mehr gebraucht
wird. Sie haben
Nachtspeicheröfen
eingebaut
wie der berühmte
Kühlschrankverkäufer
am Nordpol
wie ein Schachspieler
auf monochromem
Feld
wie ein Müllding
dessen Vater der Vater
aller Dinge – der Krieg – ist
wie das schreiende
Kind das seiner
pièta zu
entfliehen sucht
wie ein Dichter
um den keiner weiß
wie ich
****
ich stecke mir eine Wiener Wurst ins Ohr
u. trete ganz nonchalant vor
dich hin
u. rufe
das kriegst du, mein Schatz, nicht hin
u. stolpere über die unterste Stufe
u. verliere hier den letzten Sinn
****
glänzend
von Massageöl
u. nervös
wie der Quarz einer Uhr
wühlen deine Hände
durch meine Geschichte
sie machen es mir
wieder nicht
flink u. geschickt
genug
ich bleibe zurück
stumm erst
dann viele Worte machend
****
selbst kämen sie
mit Glasperlen
u. billigen Stoffen
selbst kämen sie
mit Schwertern Macheten
u. Feuerwaffen
u. schnitten mir
alle Glieder ab
u. wollten mich
bekehren zu ihrer Idiotie
ich wartete noch
blutig u. zuckend
auf ihre Fragen
zu denen ich meine
Antworten bereit halte
****
Mitte der Zwiebel
das Weiche des Kerns
das Innere der Hülle
heißen sie dich
stehst u. hörst
während andere
den Zug machen
u. in Ungnade fallen
du winkst freundlich
****
luna victa
dreht sich weg
wird neu
Lady, ich bade in deinem Blut
du drehst allen
eine Nase
u. führst sie
an ihrer eigenen herum
zu ihrem Glück
****
keine
Duftlampengedanken
füllen den Raum
trittst du ein
ein Ruch
von Urin
von Ungewaschenheit
von benutztem Untenrum
geht von hier aus
hast alles Nahrungsvolle
aufgenommen
sonderst es ab
bist nicht ätherisch
aber beschissen lebendig
****
automatische Kellen
von dir vor Jahren
perfekt installiert
degraissieren die Pfründe
meiner Arbeit
sieben mal sieben
magere Jahre schon
ich glaube gar
jedes Fett ist schädlich
jeder glaubt das
inzwischen ja
ohne dich wären wir tot
****
u. präterpropter Gröps
du sitzt drauf
es windet im Darm
die Idee springt auf
die Müdigkeit im Arm
du gespeerter Schöps
****
geheime Vorbehalte
unklare Depeschen
bringen in Leitungen
die Glut zum Erkalten
u. flüstern dir ins Ohr
reg dich nicht mehr
hier ist einzig Wehr
****
als endlich Ruhe einkehrte
u. du den Engel erlegt
hattest der kam als wir
schwiegen legte ich ihn
wie einen Klippfisch
auf die Felsen im Park
u. wurde Zeuge wie er
im Verschwinden unsere
Worte mitnahm um sie
mir ins Ohr zu flüstern
immer wieder
****
in Seelenkemenaten
ganz altmodisch
kauert ein Traum
an vielgliedrigen
Händen modernste
Technik ein
Handschuh zum
Schreiben unaufhörlich
derweilen ich am Tisch
sitze die Füße reibe
u. das hier notiere
mit Kugelschreiber
****
Junge Vorsicht
gib Acht
der Kawass spricht
ist dein Opa
schlug deine Mama
quer übers Gesicht
da warst du noch nicht da
doch eingesperrt
hat er
dich ins Loch
****
Mensch verbeug
dich nicht vor
ihrem Großtun
nicht nötig
hätten sie’s
wären sie groß
****
du bist das Huhn
ja du bist das
Huhn die andern
das Hühnerklein
u. ich bin dein
Farceur Ei u.
Gehacktes aus
Fleisch oder Fisch
Gemüse u.
Kräutern stopf ich
dir stopf ich dir
hinten rein ins
Loch hinein tief
hinein du bist
das Huhn u. ich
bin jetzt der Fisch
das ist die Farce
lauf doch nicht weg
du dummes Huhn
****
vor Sonnenaufgang
wir lagen nackt
am Flussufer
schüttetest du
Schwefelkalkbrühe
auf meinen Schwanz
u. tanztest um mich
mänadengleich
du schrieest
immer wieder
siehst du siehst du
ich hatte recht
****
kein Falter fiel vom Himmel
als du am Schienenrand standst
am Kopf des Zuges las man
geschrieben Höllriegelskreuth
kein Auto fuhr an einen
geparkten Wagen als du
zum Dichter wieder wurdest
nicht weit vor Höllriegelskreuth
nur Regentropfen fielen
auf deinen Mantel u. dein
Gesicht u. du hast lauthals
geschrieen Höllriegelskreuth
****
beim Wäscheabhängen
kurzzeitig
zwischen den Büchern
im Regal
mittlere Reihe drittes Fach von oben
zwischen Lasker-Schüler u. Walter Rheiner
vermeint
eine Einflugschneise wahrzunehmen
u. gedacht
wo man reinkommt
da könne man doch theoretisch
auch wieder rauskommen
mittelfristig
****
gleich hinter Augsburg fing’s
an. Häuser wurden leere
Gehölze, blattlos, rings
um Tonnen voller Schwere
gereiht. Ein Krüppel nimmt
den Knüppel aus dem Sack
u. wohlgemut gestimmt
zerschlägt er grünen Lack.
Du hast Augsburg längst
vergessen. Denn du schenkst
den Feldern keinen Blick
mehr. Du fährst ja zurück.
****
ich könnt wenn ich wollt
stundenlang Nutella
löffeln u. fett werden
bis die Wampe aus dem Fenster
quillt u. ich nichts mehr spür
wenn ihr dagegen tretet
in eurer dürren Verzweiflung
in eurem blassen Zorn
darüber dass ich euch den
Weg zur Arbeit versperre
u. sie euch die Kündigung
mit der Post zuschicken werden
wofür ihr noch das Porto
zahlen müsst deshalb
tretet ihr mich aber ich
könnte wenn ich wollte
tagelang Nutella
fressen u. fett werden
fett wie meine Seele
die unstete unersättliche
****
ich stoße die Wurst ins Senfglas
ramme sie bis auf den Glasboden
zerdrücke zwischen meinen Fingern
die Haut
ziehe sie mit solcher Wucht aus dem Glas
dass der Senf mir in die Augen spritzt
was soll’s frage ich was soll das alles
sollen sie es doch alle zu was bringen
mit senfverschmierter Nase schaue ich in den Spiegel
u. beiße ein Stück von der Wurst ab
ein kleines Stück
greinend dann lachend
****
kombinatorische Genüsse
u. unerwartetes Land
Wasser tritt über die Flüsse
Bekanntes ist verbannt
findest du hier mitnichten
ich laufe auf harten Zehen
davon vor Geburtswehen
will dich nicht verpflichten
zwei Schwäne fliegen über
die Häuser Richtung Norden
sie können sich verorten
du lässt das sicher lieber
dort steht das Bild der Mutter
hier liegt ein Scheck vom Vater
das hier ist mein Futter
das hier mein Berater
****
kleine kesse Mädchen
als entstammten sie einem
Gedicht von Rilke
haben es faustdick hinter
den Ohren sie entspringen
dir u. schwups sind sie weg
aber ach sie springen nur
durch deine Träume fange
sie willst ruhig du schlafen
mein Kind
****
kurze Momente der
Unsicherheit
der Verwirrung
u. Angst
nur weil
du an das Glück denkst
das du mit mir
haben könntest
****
im Tisch unter Glas
wie in den geschmacklosen
Wohnzimmereinrichtungen
Fachblattimitationen
wo jeder sagt
ach Gott
u. wie schön
Seegetier auf Sand vom Strand des letzten Pauschalurlaubs
unkreative Erbauung
unter Glas liegen meine Eingeweide
das Herz schlägt
der Magen kämpft
die Lunge überschreitet die Demarkationslinie
die Nieren vergiften dich
das Gehirn verteidigt sich nicht
unter Glas im Tisch
ich stehe gefasst daneben
****
das Schweinefleisch mit
einem Hauch Beifuß
kauend erinnerst du
den Wald die Höhle
wo ihr klettertet u. du
deine Unschuld verlorest
an einen glücklichen
aber versauten Gedanken
für den du noch heute
Worte bei mir findest
****
die Fingerspitzen drücken
den Körper des Buches gegen
den Tisch während der Daumen
die Blätter hoch drückt
um sie dann gemächlich fallen
zu lassen sie streifen zärtlich
am Innern des Daumens wie schnelle
Wimpernschläge vorbei
sie biegt u. beugt ihr Rückgrat
nach hinten schüttelt lächelnd
ihr schwarzes Haar u. zielt
mit ihren straffen Brüsten
die sich deutlich abzeichnen
auf dich sie ist nicht gebeugt
u. sie sagt dir Dinge die
in deinem Buch stehen
die du aber wie so oft
nicht sehen wolltest
du hattest ihr Geschlecht gesehen
****
meine schwere Hand läuft
als kreißendes Krokodil
durch mein Leben schwerfällig
wie ein Auto das im Graben
liegt aber taucht es ab
ins Wasser brüchiger Worte
schwimmt es behände davon
wie ein Fisch im Wasser
den es frisst nach
Krokodilart satt
schließt es die Geburt ab
****
strengstes Eisen fraß sie
gewürzt mit Zink u. Sulfat
zum Nachtisch gab’s Blei
sie naschte vom Platin
u. genoss heimlich Uran
nur um mich nicht
küssen zu müssen
Quecksilber mag sie nicht
****
am Abend der Ziegelstein
in der Hose zerbricht
das Glas das die Sicht
schafft zu sehen wie
die Dächer gedeckt werden
unter denen man sich
nicht mehr erkennt
****
kautest am Tage
wie Tabak meine
Seele Vater
u. spucktest in den Napf
daraus ich des Nachts fraß
wie ein Hund
****
witzig ein Wink die
Bemerkung für die sie
einer langen Rede
bedurfte
ich bringe es auf
den Punkt: vieles
verstehen wir nicht
Mutter
u. doch ist’s ein Wink
witzigerweise
zu gehen
****
Allergien breiten sich
in deiner Umgebung
aus Niesen Husten
Rotzen schlagen dir
entgegen wurdest
dein Atmen dein Sprechen
dein Schweigen u. Denken
wurden zu Pollensäcken
seiest Frühling seiest Blume
bist Leben bist Lobpreis
denkst in deinem Metrum
doch sie brauchen starke
Antihistamine
sich in dir zu ergehen
****
Eiskapitelle am Rechner
fallen nieder u. zerbrechen
die Fingerglieder
unmöglich ist es so
die Tasten nicht zu drücken
****
steig runter Saubermann
von den Schornsteinen
rufe nicht Tarife in die
Welt die schmachvoll sind
du kannst sie nicht zahlen
du bist zu sauber für
diesen Job
geh heim u. werde
schmutzig
unter Armen u.
zwischen Beinen damit
ich dich rieche
kleiner Mann
wir säubern dich
u. verraten dir unseren
üblichen Tarif
steig runter Saubermann
von den Schornsteinen
****
fette Tochter zurechtweisend
dann tätschelnd
bellt der Kunstmops
das Fremde an
(der wolle nur spielen)
lächerlich aber sein Ernst
u.
lächerlich
des Gefährlichen Anfang
der Geiz des Satten
husch husch
(wir fressen deine Tochter sonst)
ins Körbchen
jeder Maulkorb zu groß
für die todbringenden Anfälle
des hilflosen Möchtegernwauwaus
hier ein Fresschen
(aber wisse ich spiele nicht)
****
widerwärtig
sagt ihr zu Recht
der Klecks
der ich bin
wenn ich euch
nicht auslache
****
geh fort du
alter Husar
schrie ich den
toten Vater
an der zu
mir kam weil
er hörte dass
ich schriee
****
wörtlich
schreie ich
im Gedicht
nicht –
****
bin Depp
für dich
gib’s zu
könnt singen
trallala
****
immer u. immer
wieder schießt der
kleine Junge im
blauen Anorak
den Ball gegen das
geduldige Gitter
während allmählich
der frühe Abend
kommt
****
die Alten nagend an fetten
Gebeinen sagen es wird schon
noch werden
wie Klageweiber halte ich ab
genagte Knochen zum Beweis
des Leides
vor ihre Augen mit wegwischender
Gebärde spenden sie Trost u.
verziehen
sich in die Gräber die ich
geöffnet hatte das Bein zu
entnehmen
****
Wieherworte
dieser Kiefer kennt nur
Wieherworte
rhythmisch gerundet
bisweilen malmend
ansonsten belassen
auf einen Ritt
gesagt
u. irgendwo natürlich der Bodensee
ist man bewegt
anzumerken
aber nur
Wieherworte
****
Larventräger u. von Beruf
Schausteller hängt er am
Skyscraper überdimensional
u. schindet Eindruck
es ist sein Brotberuf
fürchte keinen Gott fürchte
nur den Menschen
denn nur er hat
der Liebe
spärlich übervoll
****
hach
das Hügelchen nennt
man wahrlich nicht
einen Ventoux
ach
dich Geliebte Schönste Rotschamhaarigste
heißt niemand
die neue Laura
tja
was soll’s
trotzdem ist’s recht besser
gar denn wir
trieben’s nicht schlecht
oho
u. mein Zeugnis braucht
wenig Zitat
u. die Schönste
lebt auch noch u. wenn ich
schrei schreit sie zurück
****
du arbeitest
am Stützgewebe
sie halten dir
Stützstrümpfe
entgegen
****
Im Kandel planscht der Nöck
u. prustet Schaum u. Seife.
Im Garten wettern reife
todernste Frauen: Steck
dir deinen Finger in
den Arsch, du kleines Aas!
so schreien sie u.: Was
du willst, hat keinen Sinn!
Der Nöck der hampelt weiter
u. läuft die Rinne rauf
u. runter. Hüpft dann auf
das Dach u. platzt ganz heiter.
****
die Bananenschale bräunt
das Taschentuch mit Sperma
gefüllt trocknet ein
es hat aufgehört zu schneien
im Radio spielen sie ein
trauriges Lied meine
Augen schmerzen
es beginnt
wieder zu schneien es war noch
nicht der letzte Tropfen Sperma
Taschentücher liegen
überall bereit
die Bananenschale findet
im Schwarzen eine späte Ruhe
dem Tag bleiben noch einige
Stunden
vielleicht geschieht
etwas in den Abendstunden
wenn du endlich wieder
da bist
****
Reif u. Eiszapfen
an der Glottis
wenn’s taut
tropft ein Wort
oder zwei
die tiefgefroren haltbar
geblieben wären
****
schürz die Lippen mein Kind
halte deine Hände
an die Nase geschwind
bring es jetzt zu Ende
hole Schwung mit der Hand
schlage ein ganz ohne
Scham mein Kind verschone
niemand kehr heim ins Land
lasse sie nicht sagen
habest nichts zu suchen
hier habest nur Klagen
u. könnest nur fluchen
schürz die Lippen mein Kind
packe mit den Händen
was dir gehört geschwind
lass sie’s nicht beenden
****
geradewegs gepflastert
über allem die Schlossuhr
es nieselt
die Wiese schwer mit Wasser
gesättigt
wir brachten kaum einen Bissen
runter
u. doch
aß ich fast den Teller auf
u. du sagtest
als wolltest du Beweise liefern
du könnest immer essen
Wasser die Worte aus denen
der Mensch
zu 80 Prozent besteht
Arm in Arm
laufen wir schnurgerade
die Schlossuhr sagt
es ist Zeit
denn das Leben fordert
verschlungene Bahnen
die sich kreuzen
****
hasch das Wort
den Witz
er springt über den
Schnee
siehst du ihn hier
lies mich still
sonst renn ich fort
****
ich bin viele
mir kommen die Worte zu
die Erde kennt keine Ruh
die Gefühle
die ich sagen muss
macht mit mir nicht Schluss
treibt das Böse nicht aus
so lautet ihr Name nicht
****
du
der du das Denken
hoch hälst
u. mir vorwirfst
ich dächte nicht
an dich
weißt du nicht
es ist tausendmal
schöner
nicht an dich
zu denken
weil du da bist
bei mir bist
hier bist
Denken heißt Abwesenheit
ohne das Hässliche
gibt es keine
Schönheit
****
musst ruhig sein lieb Kind
störst sonst
ICH BIN DAS
LUST U. SCHMERZ
SCHREIENDE TIER
DAS EUCH ANSCHREIT U.
ANSTÖHNT
musst ruhig sein lieb Kind
störst sonst
weil ihr mich nicht berührt
rieche ich nach Hautgoût
musst ruhig sein
aber
****
sie ist dumm
sie wird nicht ohne Tränen durchs Leben gehen
dafür hasse ich meine Intelligenz
****
die Menschen verachtend
behauptest
du
du seiest weniger aggressiv
als sie
es sei dir lieber
sie wären nicht da
****
ätzend schäumt unter
dem Mull Widerstand auf
während du meine Wunden mit
deinen Kommentaren verbindest
****
Leben eine Erinnerung
holst sie ein
wie man das Segel einholt
****
erregender erster Sonnentag
das Lehrbuch sagt
gerne
darfst du es tun
darfst sie von hinten lecken
wechsle aber
nicht zwischen den Löchern
der Hygiene wegen
teilnahmslos
laufen die Menschen
durch die Bahnhofsstraße
****
es öffnet sich
sie lässt locker
du weitest mit den Händen
du näherst dich
du steckst die Zunge hinein
sie verkrampft
sie verschließt sich
die geheime Freude des Menschen
beginnt von neuem
****
der Muskelring umschließt
den Finger am zweiten Glied
in deine Hand fließt
das Glück u. vom Glück ein Lied
sie summt stöhnt u. schreit
sie will keine Ewigkeit
sie will dass es dann geschieht
wenn sie vor dir kniet
****
Mindestgehalt
einmal Lächeln
wie in einer Bananenrepublik
sind die Gehaltszahlungen im Rückstand
ich muss gewaltsam
Wegezoll kassieren
****
wie gut
dass niemand schaut
Würzbrühe läuft
aus deinen Lenden
die Vögel picken Brot
das du tränkst darin
****
hinter dem Mond
beginnt die Freiheit
u. fällt auf die Erde
als Verzweiflung:
die Tragikomödie
in der wir lachend
bis zum bitteren Ende
reüssieren
****
Wolkensöhnchen sagten sie
Morgenhimmelsrötchen
riefen sie was willst
du bei uns du hast
keine Ahnung
sternenverschnupfter Mann
hinterm Mond keine
Ahnung wie es zugeht
bei uns
wie ihr mich seht was
kann ich dafür wie ihr
mich nicht gesehen habt
was kann ich dafür
euch habe ich gesehen
ihr hattet keine Scheu
wisst ich halte
meinen Mund nicht
wisst ich schweige nicht
spottet Wolkensöhnchen
höhnt Morgenhimmelsrötchen
es wird euch dämmern
Geschwister
****
gehäutet du
deine Haut spannt
sich über andres
das du ritzt
mit Worten
dass es klafft
du siehst dadurch
in die Welt
die Salz in deine Wunden sträut
sie mit Brot pflastert
dich zu stillen
wenn sie dich liebt
****
im Darm der Zeit
drückt sich Widerspenstiges
nach vorne dem Licht
am Ende des Tunnels zu
****
klar Umwege bedeuten
Mühe u. wer macht sich schon
gerne Mühe
gerade
wegs aufs Geratewohl hin
durch
freudig bringen wir
dem Direkten die Opfer
Banking des Selbst
Streichung des
Anderen ich kann ihn nicht
umgehen
das Verstehen
wird mühelos zum alten
Eisen
ich verstehe das
doch wer hört den Schall im Wald
****
gerade noch warst du
verbunden da stürzen die
Programme über dir
zusammen wie nach
terroristischem Angriff
das Handy fällt dir aus
dem Vers die Stromschläge
der Bäume zerschlagen
das Betriebssystem du bist
raus u. solltest von vorne
beginnen wie in Pornografien
wie nach nicht bewältigten
Rimjobs an der jungen Zeit
****
Angst macht die Haut trocken.
Trockene Haut schuppt.
Schuppen sehen aus wie Schnee.
Schnee fällt vom Himmel
u. färbt die Wiesen weiß.
Niemand bietet Lotion
für die Himmel feil.
****
das Kopfweh der grauen
Wolken nimmt die Worte
u. lässt sie als Hagel
im Reich des Domestizierten
niedergehen einer hebt
den Finger er schillt kopf
schüttelnd na na na
****
die Geburtszangen der Zukunft
zerdrücken deinen Schädel
aber alle stehen bereit das
erste Bild von dir zu schießen
u. befehlen: lächle
****
tief in den Alltag eingefahren
baust du vernachlässigte
Wortflöze ab
gestört vom Getrampel der Touristen
über der stillgelegten
Grube
noch hat Gas die Kerze nicht gelöscht
niemand ruft dir zu
Glück auf u. die Aufzüge
funktionieren schon lange
nicht mehr
nur dann u. wann ein Staublungenkumpel
ein rußverschmiertes Frauengesicht
sie bewegen die Lippen
lutschen Kohle ohne Bekenntnisse
tief in den Alltag eingefahren
baust du vernachlässigte
Wortflöze ab
****
Schuld
sprechen wir von Schuld
also
was ist
sprichst nicht mehr
sprachst nie
du trugst deine Schuld
wie du glaubtest
habest versucht zu glauben
habest es nicht geschafft
sprich mit mir
wegen dir gibt es keine Antwort
Liebesbeziehung gebe es
nicht in bezug auf den Vater
in jedem Fall
es gab sie nicht
wie die Schuld
das ist unsre Schuld
unsre Bringschuld
dann ist gut
****
Ich lege eine Platte drüber.
Ich war seitdem nicht mehr an dem Grab.
Ein Kreuz begleitet ihn hinüber.
Er war noch am Leben, als er starb.
Ihr kümmert euch sowieso nicht drum.
Wir werden das Schuldgefühl nicht los.
Die Liebe zu ihm war nicht sehr groß.
Wir werden kein Individuum.
Du bist schlimmer, als er es je war.
Er war glücklich in seinem Unglück.
Er trägt keine Schuld an seiner Schuld.
Er ist da und doch schlicht nicht mehr da.
****
mein buddhistisches Gebet:
das ist so ein Ding
mit der Gelassenheit
das Leben ist Leid
tut mir Leid
so der Stand der Dinge
im nächsten Leben werde ich eine
Wirtshaustochter
u. jeder legt mich flach
u. leckt mein Loch
dann wird’s lustig
u. ich lasse die Dinge geschehen
****
Die dicken Wirtshaustöchter
erfreuen sich am Durst,
dem Hunger auf die Wurst.
Ach, eine Suppe möcht’ er,
so kommens her, Sie Dichter,
ich geb’ die Suppe Ihnen
ins Maul, wie sie’s verdienen.
Wir sind die Wirtshaustöchter.
Die dicken Wirtshausdamen,
die haben noch einen jeden
gestillt. Da vergeht das Reden.
Man sagt Grüß Gott u. Amen.
****
windwärts in der
Röhre
immer ins Dunkel
geblendet vom Licht
gehst du
****
Mit schwitzigen Fingern entdeckte
der junge, gequälte Erhörte
das feuchte Geschlecht. Sogleich schwörte
der Mann, dessen Schwanz sich schon reckte,
er werde die Klitoris lecken
bis sie mit der Hand seinen Kopf
weg schöbe und geil schriee: Stopf
mir endlich mit der Hand das Becken!
Der Bursche spuckte auf den Daumen
u. steckte ihn tief ins Arschloch.
Er zog ihn wieder raus u. roch
dran, drückte ihn an seinen Gaumen.
Gleichzeitig machte es ihm die Frau
mit ihrem geschminkten Kussmund.
Sie bohrte seinen After wund.
Es hallte aus der Spalte: Au Au
****
eine Tütensau zu nichts nütze
du hast sie erjagt du Held
das Gegenteil einer Wollmilchsau
zerrissen aufgeplatzt
Futter stößt durch
liegt dir zu Füßen u. windet sich unter
den Streicheleinheiten
sie quiekt „ja“
sie spricht drei Worte
jeder wird geliebt
****
dein Sinnen ein strammes
Marschieren ein rascher
Schritt ein trippelnder
Tritt ein Heben
ein Senken
ein Hoch
ab
nein
****
im horizontalen Glasaufzug
in den Abgrund
UG gedrückt
doch das Ebenerdische
verschwindet nicht
jenseits der Scheibe
lachende Gesichter
sie drücken für dich den Alarmknopf
di Tür sollte sich schon längst geöffnet haben
****
ein Bein es riecht nach
Lotion Apfel u.
Geschlecht
nur ein winziger Teil
u. du gibst dich ganz
dem Apfel hin
****
stocken wie blähen wie
aufgeblasen ein Ballon
aus Strümpfen geklebt
so schwer du auch bist
du fliegst hängst in der Luft
deine Masche läuft davon
als Emotion zwischen dir u. mir
****
ganz schaumig zwischen
den Dünen zwischen den
Beinen dann verläuft
es sich am Schenkel
Inondation es hat
kein Wort die Schönheit
parat nur dein Lachen
****
bist nicht Schlammslamschlacht bist
nicht Trip in die Partyzone der Rebellion
einer Spaßguerilla einer hippen
Crew Unternehmensberater
in Sachen Rhythm and Rhyme bist
nicht schöpferische Zerstörung nicht sinnstiftendes
Wachstum perfekt gestylter Konserven
vorführer bist nicht sound nicht cool
wenn du’s ohne nie warst bist
nicht Wettbewerb Slogan Werbe
spruch bist nicht spezial effect
Knallbonbon bist nicht Affektation
bist nicht Ego-Trip nicht Ego-Shooter
bist nicht Ausverkauf von Kafkas Affe
nicht Mäuseentertainment nicht Mittel zu billigem
Zweck teuer bezahlt stehst
beim Türken im Imbiss isst einen
Döner fährst Rolltreppe findest
dich in der Umkleidekabine du schreist
du flüsterst dich unter die Haut lebst
als Tattoo probierst hinterrücks
einen String willst keinen
Beifall keinen Erwartungsbefall
auf ewig willst hören du bist
bist weder edel weder schön
kannst unbeklatscht nach Hause gehn
****
Die Frau schiebt den leeren
Kinderwagen vor sich her.
Ihre Wünsche sind flügge
geworden, umschwirren ihren
Kopf u. fliegen davon.
Das Kind rennt dem Ball
hinterher, der immer größer
wird u. die Eltern,
das Haus, die Straßen,
die Stadt, die Welt
u. alle Traurigkeit
unter sich begräbt.
Der Mann raucht die Liebe
in der Pfeife, hustet kurz
u. spuckt Seele in den
Raum, wo ihn alle
andächtig anstarren.
Der Hund schnüffelt an
der Idee eines großen
Geistes, findet aber
keinen Grund, sie als
sein Terrain zu markieren.
Efeu klettert am Erhabenen
empor u. verbrennt sich
die Ranken am Brand
des Nichts.
Der Stein liegt u. fällt
zugleich. Er liegt dir
im Magen u. fällt
dir auf den Kopf sogleich.
****
Den Hulahup-Reifen
in der Hand steht sie am
Bahnsteig. Silbrig glänzen
die Strümpfe unter dem
Rock. Sie ist nicht mehr die
Jüngste, Doppelkinn u.
Falten, aber ihr Flair
betört mich für Stunden.
Für Stunden sind wie Mann
u. Frau in Gedanken.
Mein Körper wird real
u. zerfällt nach Stunden.
****
er hängt an seiner
Liebe wie ein Hund
an der Leine
die Sau trägt
jedoch keinen
Maulkorb
****
ihre Scheren ihre Messer
lassen sie als wären
sie Helden kreisen
u. schneiden ein Ohr
ritzen eine Haut trennen
ein Geschlechtsteil ab
sie lieben nicht sie
fürchten sich sie haben
keine Angst sie haben
die Macht sie sind die
Allergene der Worte
die Krätze der Denkfiguren
****
Hyazinthenkälte. Getrocknet
liegt die Knolle auf der Zunge. Zu
gernegroß, um begriffen
zu werden. Zu winterhart, um
verschluckt zu werden. Sie wartet auf
ihre Blüte.
Du wartest mit ihr.
****
seitwärts der Blick auf
die Frage nach einem
Namen.
Du weißt
was du nicht vergessen
darfst. Du ertrügest
das Anblicken nicht.
Wieder u. wieder
murmelst du die Worte.
Waren es diese oder diese?
****
beim Schreien beim Umstürzen
sind ihm das Subalterne
das Konforme nicht fern
er greift nach den Sternen
u. verfängt sich in der Schürze
seines als Mutter
verkleideten Vaters
der schlägt sich auf die
Schenkel die Vögel fliegen
aus Kronen in den Himmel
****
die Sprechblase zerplatzte
als Selbstmordattentäterin
sie war scharf auf Lustknaben
im Himmel des Schweigens
****
mit deinen Spinataugen
starrst du auf meinen
Käseknackerschwanz
mit Möhrenhänden
zerdrückst du meine
Knoblauchbrustwarzen
u. brätst meinen
Hackfleischkuchenleib
Marke McLaurentius
in der beschichteten Pfanne
deiner Liebe
an der nichts haften bleibt
****
so viel Müll im
Augenherrgottswinkel
du würdest gerne barfuss
über warmen Teer laufen
u. den Frauen beim
Telefonieren zusehen
der Abfall lässt den
Pupillenteich kippen u.
die Fische schwimmen
bauchoben u. stinken
von einem Ohr zum anderen
****
Linie ist nur
wenn du auf dich schaust
siehst Anfang siehst Ende
u. fliehst
Gekringel u. Gekrakel sind’s
verflochten verwirrt verschmiert
unanfänglich unendlich
verstellst du dir nicht mehr den Blick
u. bleibst
du strömst ein Ion
auf der Nervenbahn
****
Schuftest u. schuftest.
Machst den Buckel krumm.
Du gehst auf kein Fest.
Wirst alleine dumm.
Stürzt dich in Neurosen.
Überall ist Sinn.
Du ziehst deine Hosen
aus u. gibst dich hin.
Erntest keine Rosen.
Nichts gelingt. Die Dinge
wollen nicht bleiben.
Es gibt keine Ringe.
Du hauchst an Scheiben.
Kehr um, mein Freund, kehr
um. Du musst gehen,
willst du bleiben. Der
Wind wird schon wehen.
Er weht zu dir her.
****
im Sichtfeld ein simples ja
ja sie wird
ja sie kommt
ja sie wird bleiben
ja sie wird ja sagen
kein nein mehr gelten lassen
****
wer zeichnet das Rauschen die Antwort
meiner Haut auf
die sich am Wind
reibt
du atmest ihn
****
geschwind Station
steh auf u. davon
das Lächeln fährt weiter
doch die Kunst ist heiter
****
ein Wagen rast
mit hoher Geschwindigkeit
auf dich zu
sie winken sie schreien
Comedians sitzen hinterm Steuer
auf dem Rücksitz schütteln sich sexy Groupies
willst du glaube
findest du das nicht lustig
****
Gurkenwasser Wurstwasser
spuckst du ihnen entgegen
weil sie dir die Gurken
weil sie dir die Wurst
nicht gönnen nicht gönnen
dass du das Maul aufmachst
dass deinem Maul deinem Atem
mitunter der Geruch
von Himbeerbonbons entströmt
****
ja du hörst Säfte durch die
Lüfte fliegen hörst Abwässer
die Lieder hinab rinnen
siehst wie Gedanken die
Kanäle verkalken riechst
die Worte die nach
deiner Liebe duften
****
wie beim Zugfahren
die Knie an den Vordersitz gepresst
der hinter dir
er zieht in foltererprobten Rhythmen
die Nase hoch
rotzt auf den Flur
den wirst du nicht mehr los
der Zug liegt auf unbestimmte Zeit fest
****
grinsend u. brausen u.
Minipli in den Wimpern u.
Farbe in gelegten Brauen
die Furchen am Krähwinkelmund
Richtung Auge tätowiert die
Schweißperlen reinstes Botox
fixiert dich die Visage
u. impft dir einen unaufhörlichen
Wasserfalldurst ein du schreist
in der U-Bahn aber alle
halten dich für den Promoter
einer neuen Schwachsinnsserie
wie wenn du nicht die realste
Sprache sprächest
****
Grasnarben trittst du
vor dir her haust den
Putz von den Wänden
ritzt Liebesschwüre ins
Tapet schlägst den Kopf
gegen die Theke gegen
die Wünsche hauchst
Liebe ihr aufs Gesäß
u. machst einen Luft
sprung weil du an sie denken
kannst in dieser Stunde
mit dieser Erregung
in der Zunge
****
das Glied eine erigierte
Zunge ohne Höhle
aber mit Fettansätzen
(die Welt ist kalt)
freischaffend auf der
Suche nach deinem Mund
für die nötige Resonanz
dir die Wahrheit zu sagen
****
keineswegs ausgemergelt
aber ausgehungert stehst
du im Saft in Blüte
in Frucht nackt da
warte nicht zu lange
wartend wächst die Scham
wächst was welken lässt
****
zerbrechliche T-Träger
tragen deine Au-Pair-
Zeit schick dich heißt
es der Stahl wurde
vom Verhalten porös
aber deine Zeit ist
Lebenszeit
****
Kardamom warum nicht
du nimmst Kardamom
zwischen die Fingernägel
u. zerspaltest die Körner
meine Maharani
ich bin dein Paria streue
Kardamom über mich lass
deinen Pavian tanzen du
musst nicht reden aber
schreibe auf meine Brust
deinen Namen den ich
sagen darf Geliebte
dass du hörest es ist als
würde ein Kosmos aufziehen
****
geradezu krampfhaft
der Tonus wenn ich
reden soll wie ihr wollt
ihr verunmöglicht mir
zu schweigen
****
les nuages die Wolken flüchten
aus den Augen den blauen
den grünen den grauen Augen
was bist du denn für ein Typ
was bist du für einer hä
du wühlst mit den Händen
im Reis u. speist in die
Schüssel in den Nachttopf
pot de chambre et les nuages
die bleiben in deinem Herrgotts
winkel Maria hilf Mutter
du zerdrückst mit den Zehen
Kot u. schmierst ihn über
die Straße den Leib u. jubelst
den Wolken les nuages deine
blaugraugrünen Augen unter
ach Mutter vergeblich hast du
mich jeden Tag gebadet
der blaue Himmel dort der
Himmel das Haus der Wald
****
Das Runde wird zum Stern,
öffnet sich ein großes Loch.
Es ist nicht leer. Nicht nichts.
Ist Ursprung u. Ende doch.
Rosig ist’s u. dunkelrot.
Die Falten werden straff.
Ist es Lust? Ist es Not?
Das Blut tanzt wie ein Aff’.
Dann kommt es vor. Da. Jetzt.
Nein, sie ist nicht verletzt.
Sie gibt u. gibt es her.
Es sinkt die Gegenwehr.
****
Dann hängst du Wäsche auf den Ständer.
Im Keller leckt der Wasserhahn.
Er träumt von einer Fahrt mit der Bahn
entlang der weißen Tellerränder.
Gewaltsam stößt er an die Decke.
Sie gähnt mit unangenehmen Lauten.
Am Boden wachsen Popelbauten.
Es fällt vom Fenster eine Zecke.
Die Wäsche tropft auf Fischgrätboden.
Der Kuckuck ruft die Stunde aus.
Er fühlt sich als der Mann im Haus.
Sie knabbert lässig Pfefferschoten.
****
Im Auge, im Blick die Grenze.
Du bleibest stets auf einer
der Seiten. Sehnest dich nach
der andren. Sie sei dein Ort.
Auch ich bin übers Land
gelaufen durch die Zölle.
Bezahlte oft u. habe
die Übergänge nun im
Gehirn, im Körper, im Leib.
Doch bleibt man stets auf einer
der Seiten. Hofft, man wäre
ein andrer. Wäre vor Ort.
Wir leben in einem fort
u. leicht verschwindet die Schwere.
Die Existenz wird feiner.
Wir schreien einander an: bleib.
****
Gedächtniskräne
von blinden Führern
bedient heben die
Last unerreichbar
hoch für dich
****
Mutter mein schreit.
Sie zieht den grünen Pulli über.
Es ist so weit.
Sie wickelt schwarze Tücher drüber.
Was hast gemacht?
Du machst auch immer solche Sachen.
Weinst in der Nacht.
Ich mochte einst lieber das Lachen.
Mutter mein schreit.
Schließt alle Türen hinter sich zu.
Nichts tut ihr Leid.
Wirft mir noch ein letztes Mal vor: Du
Was tust du nur?
Du tust doch immer diese Dinge.
Willst Licht im Flur.
Doch wolltest nie, dass ich dir singe.
Mutter mein schreit.
Man hört es durch die Wände herein.
Sie ist nicht weit.
Ich singe leise, leise u. allein.
(Doch bald bin ich, bin ich nicht mehr klein)
Mutter mein schreit.
****
wie eine Glatze
kommt das Grün
hervor der Schnee
schmilzt das Leben
wird älter u.
fordert junges Fleisch
****
windelweich den Gedanken
geschlagen ob ich
oder ob ich nicht
Dichter sein dürfte
****
das Tätscheln des Kopfes
erregt so sehr das Kind
dem Körper heilig sind
dass Fäden des Knopfes
abreißen im kalten Wind
nacktes Entsetzen des Schopfes
dein Vater ist ein Rind
****
fast Schlagsahne
im Kopf vom
Rühren der Gedanken
ob ich Zukunft hätte
die darüber verging
so bekam ich
eine gedankenvolle
Vergangenheit
****
Was soll ich tun mit dem Entsetzen
in deinem Blick, dem Innehalten,
als risse man Papiere in Fetzen,
die einst als Unterpfand galten?
Was soll ich tun mit deinem Schweigen
u. dem Abwenden ins Halbprofil,
als machten sich Blumen den Stil
von einem fremden Wachsen zu eigen?
Was soll ich tun mit meinem wunden
Gesicht, mit den Gluten, dem Brennen,
der völligen Leere der langsamen Stunden
gleich dem traumhaften Auf-der-Stelle-Rennen?
Was soll ich tun mit dem Vergessen,
das noch nicht da ist, sich aber ankündigt?
Schon bald, da werde ich nichts mehr essen.
Schon bald, da bin ich von mir selbst entmündigt.
Was soll ich tun mit der Gleichgültigkeit
nach mühevoll vergangener Zeit?
Was soll ich tun mit der neuen Lust
am völligen Vergessen des Verlusts?
****
strenger Vater Wahrheit alter sturer
Bock das Sacktuch auf dem Kopf u. Pfropfen
in den Ohren mit gerecktem Finger
u. ganz nassen Lippen mahnst du mich an
schimpfst mich meines langen Schlafes wegen
möchtest meine Träume an den Pranger
stellen siehst nicht wie ich wach am Morgen
liege an mir reibe u. alleine
bleibe meine Träume in die Hefte
schreibe die du mir für meine Fehler
schenktest führe ich sie gut dann wolltest
du mir mir dem nie ganz wachen Menschen
der die Form nicht halten kann u. sich nicht
an die Formen deiner strengen Ahnen
hält dem wolltest du dann deine Tochter
die Vernunft zur Hochzeit geben mir zur
Braut ja weißt du denn was deine Tochter
treibt die ganze Nacht am Morgen u. am
Tage weißt du das du blinder Vater
irrer Wanker auf den Rondells deiner
Fantasie u. Imaginationen
deine Tochter strenger Vater peinigt
unsre Leiber sie spielt ihre Spiele
dabei lacht sie dumm das Lachen ihres
Spottes Ausdruck ihrer Angst vor dir mein
Vater wegen dir ist sie zum Rührmich
nichtan zum Gespenst geworden Vater
zieh tief dein Tuch über deine Augen
strenger Vater Wahrheit alter sturer
Bock mit roten Händen rot von deinen
Schlägen falls ich nicht schrieb lieber Vater
schlag mich nicht mehr den steifen Finger
bohre mir nichts ins Gehirn in dieses
wunde Herz es schlägt für jemand lieber
Vater du magst sie nicht weil du sie be
gehrst doch sie begehrt mich mich mein Vater
sie begehrt mich liebster Vater du hast
sie vertrieben aber ich ich finde
sie die Hefte die ich alle schreiben
musste sind die Pfeile ihrer Liebe
Vater tagelang da schlafe ich u.
warte denn die Pfeile fliegen mir zu
da bin ich ganz gewiss bin ich ganz sicher
u. schon morgen wird sie bei mir liegen
mein Geschlecht in ihrem Mund u. meine
Worte sage ich ihr in das ihre
Vater liebster Vater dann verlassen
wir dich dann verlasse ich dich wirklich
****
sacra familia, 20 m2, überall
ist Liebe, die Küche im Zimmer,
abgetrennte Ecke, das Klo separat,
Fernsehen unmöglich, Mann, Frau,
Kind, die Kleine wächst,
sie bekam tausend Geschenke,
ein kleines, gelbes Kleidchen
mit Blumen drauf. Die Mutter bleibt
zu Hause. In ihren Augen Schönheit,
im Vater schlägt ein großes
Herz, groß wie ein Döner, 20 m2,
er bereitet mein Essen zu, überall
ist Liebe, 5 € der Teller.
****
Frühling wird’s. Die Frauen werden bauchfrei.
Piercings in den Nabeln, Stecker in den
Nasen. Miniröcke decken kaum die
winterweiße Haut der Beine u. des
Hinterns zu. Sie atmen wie nach langem
Tauchen in den Seen des Frostes u. der
Kälte, in der Einsamkeit der Nächte
u. der Morgen ohne Sonne, die sie
zwischen ihren Beinen leckt u. ihren
Tag begrüßt mit heißer Zunge. Hast du
nichts im Mund, du Armer, keine Freuden,
die du spenden kannst u. keine Nässe,
die die Haut geschmeidig macht? Dann
schweige still, du Elendiger, weiche
in das leere Prahlen deines Gliedes
u. Geschlechts zurück. Die Frauen wollen
andres. Ich, Geysire schießen mir aus
meinem Mund raus, ich becirce sie u.
spalte ihre Kühle, dringe vor in
ihre beiden Gründe dieses Seins, in
ihre Löcher, hauche Sommer ein u.
Wüstenwind, Monsun u. die Gewitter
meines Herzens, überschwemme ihre
Körper, ich bespritze ihre Beine
mit meinem Mund, mit meinem großen Maul,
damit sie aufblühen wie Quittenbäume.
Frische Säfte, milchigsalzig, fluten
schwarze Wiesen u. ernähren mich –
****
Vater nimm mich
auf deinen Schoß u.
pflanze mich auf
als deinen Speer
gemeinsam erwehren
wir uns der Welt
u. nehmen uns
was uns zusteht
nicht wahr Vater
****
du weißt nicht
ein noch aus
nicht die Hauptstadt der Schweiz
nicht 3 mal 4
ein Grünfink badet
sich u. du lachst
u. denkst
Schmutzfink ein Schmutzfink
du weißt nicht
ein noch aus
nicht die Gründe der Liebe
u. warum sie endet
ein Grünfink badet
sich u. du lachst
u. denkst
Schmutzfink, ein Schmutzfink
****
wusstest du wow sagen sie
wenn sie den Rüssel heben
sagen wow wie damals
in Wuppertal
Wuppertal frage ich
wieso da wo der Mord
imaginiert wurde
ach sagen sie
hier oder dort
wer hat Kummer
wir laufen über die Brücke
springen nicht in die
Wupper wieder
nicht
u. rufen wow
du vielleicht mach doch
was du willst
wir wenden uns jedenfalls
ab mit dem tätowierten
Rücken zu dir
u. warten dass du uns
mit dem Finger
weckst
oder wusstest du das schon
****
Gotts Semmelfass
nicht dass
aber dennoch
fass
Höllenhund
sag doch
na und
Gotts Semmelfass
draußen scheint der Vollmond
durch die Wolken u. im Fernsehen
preisen sie Waschmaschinen an
****
Warzencreme essend hoffst du
ja hoffst ein Igel auf der Fahrbahn
eine Fliege am Klebeband
eine Motte im Dunkeln ihre
Augen seien Kronleuchter u. ihr
Geschlecht der Schalter du
folgst dem Schein u. wartest
auf Verwandlung bliebest nicht
Igel Fliege Motte Warze
Mensch
****
aufs Geratewohl
tagsüber
jubelst du
der Mann kehrt
den Hof
die Frau kratzt sich
am Bein
die Ampel springt auf Grün
du schenkst dem Penner
Wein
er lehnt dankend ab
sein Magen sei zu empfindlich
aber du
tagsüber
du jubelst
der Mann hebt ein
letztes Blatt
die Frau kratzt sich
im Schritt
die Ampel springt auf Rot
****
warst mal
warst mal so einer
wolltest mal so einer werden
so einer wie
einer mit Hoffnung
einer mit Vergangenheit
warst mal so einer
u. wurdest doch
nicht so einer
so einer nicht
****
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