Freitag, 28. Januar 2011

III

Sie spürt’s. Spürt’s als Gedränge.

Die Hände dringen dort ein.

Und doch auch als zerspränge

der Kopf u. würde ganz klein.


Die Wände tragen es nicht.

Die Decke hat kein Gesicht.

Der Zimmerboden zerbricht.

Die Dunkelheit kommt ans Licht.


Leise sagt sie, unhörbar

fast, pack bitte meinen Kopf,

fasse hier, hier fest mein Haar,

die Gelegenheit beim Schopf.


****


































dort der Bach

das fließende Wasser

Winterflut

Sommerlache

dennoch

dort der Bach Mutter


mit jedem Tropfen

weiß ich nicht wieso


jenseits der Brücke

baden Kinder


in der Ferne wäscht einer seinen Traktor

in einem anderen Land

dennoch

dort der Bach


****































gebrochen wie ein Halm

ertrage ich das Leben nur

gebrochen wie Schilfrohre

zeigt das Leben sich in mir


bin Bruch u. Brecher

der das Rohr ummundet


geknicktes Schilf im Moor

dient als Schnorchel mir

ich verhoffe bewegungslos


meine Displays geben leidlichen

Ersatz nur für eine Brille ab


****


































Wie ein Schornstein

der nicht mehr gebraucht

wird. Sie haben

Nachtspeicheröfen

eingebaut


wie der berühmte

Kühlschrankverkäufer

am Nordpol


wie ein Schachspieler

auf monochromem

Feld


wie ein Müllding

dessen Vater der Vater

aller Dinge – der Krieg – ist


wie das schreiende

Kind das seiner

pièta zu

entfliehen sucht


wie ein Dichter

um den keiner weiß


wie ich


****





















ich stecke mir eine Wiener Wurst ins Ohr

u. trete ganz nonchalant vor

dich hin

u. rufe

das kriegst du, mein Schatz, nicht hin

u. stolpere über die unterste Stufe

u. verliere hier den letzten Sinn


****









































glänzend

von Massageöl

u. nervös

wie der Quarz einer Uhr

wühlen deine Hände

durch meine Geschichte


sie machen es mir

wieder nicht

flink u. geschickt

genug


ich bleibe zurück

stumm erst


dann viele Worte machend


****
































selbst kämen sie

mit Glasperlen

u. billigen Stoffen

selbst kämen sie

mit Schwertern Macheten

u. Feuerwaffen

u. schnitten mir

alle Glieder ab

u. wollten mich

bekehren zu ihrer Idiotie

ich wartete noch

blutig u. zuckend

auf ihre Fragen

zu denen ich meine

Antworten bereit halte


****

































Mitte der Zwiebel

das Weiche des Kerns

das Innere der Hülle

heißen sie dich


stehst u. hörst


während andere

den Zug machen

u. in Ungnade fallen


du winkst freundlich


****




































luna victa

dreht sich weg

wird neu


Lady, ich bade in deinem Blut


du drehst allen

eine Nase

u. führst sie

an ihrer eigenen herum


zu ihrem Glück


****




































keine

Duftlampengedanken

füllen den Raum

trittst du ein


ein Ruch

von Urin

von Ungewaschenheit

von benutztem Untenrum

geht von hier aus


hast alles Nahrungsvolle

aufgenommen

sonderst es ab


bist nicht ätherisch

aber beschissen lebendig


****































automatische Kellen

von dir vor Jahren

perfekt installiert

degraissieren die Pfründe

meiner Arbeit


sieben mal sieben

magere Jahre schon


ich glaube gar

jedes Fett ist schädlich


jeder glaubt das

inzwischen ja


ohne dich wären wir tot


****
































u. präterpropter Gröps

du sitzt drauf

es windet im Darm

die Idee springt auf

die Müdigkeit im Arm

du gespeerter Schöps


****










































geheime Vorbehalte

unklare Depeschen

bringen in Leitungen

die Glut zum Erkalten

u. flüstern dir ins Ohr

reg dich nicht mehr

hier ist einzig Wehr


****









































als endlich Ruhe einkehrte

u. du den Engel erlegt

hattest der kam als wir

schwiegen legte ich ihn

wie einen Klippfisch

auf die Felsen im Park

u. wurde Zeuge wie er

im Verschwinden unsere

Worte mitnahm um sie

mir ins Ohr zu flüstern

immer wieder


****





































in Seelenkemenaten

ganz altmodisch

kauert ein Traum

an vielgliedrigen

Händen modernste

Technik ein

Handschuh zum

Schreiben unaufhörlich


derweilen ich am Tisch

sitze die Füße reibe

u. das hier notiere

mit Kugelschreiber


****



































Junge Vorsicht

gib Acht

der Kawass spricht

ist dein Opa

schlug deine Mama

quer übers Gesicht

da warst du noch nicht da


doch eingesperrt

hat er

dich ins Loch


****





































Mensch verbeug

dich nicht vor

ihrem Großtun

nicht nötig

hätten sie’s

wären sie groß


****










































du bist das Huhn

ja du bist das

Huhn die andern

das Hühnerklein

u. ich bin dein

Farceur Ei u.

Gehacktes aus

Fleisch oder Fisch

Gemüse u.

Kräutern stopf ich

dir stopf ich dir

hinten rein ins

Loch hinein tief

hinein du bist

das Huhn u. ich

bin jetzt der Fisch

das ist die Farce

lauf doch nicht weg

du dummes Huhn


****





























vor Sonnenaufgang

wir lagen nackt

am Flussufer

schüttetest du

Schwefelkalkbrühe

auf meinen Schwanz

u. tanztest um mich

mänadengleich

du schrieest

immer wieder

siehst du siehst du

ich hatte recht


****




































kein Falter fiel vom Himmel

als du am Schienenrand standst

am Kopf des Zuges las man

geschrieben Höllriegelskreuth


kein Auto fuhr an einen

geparkten Wagen als du

zum Dichter wieder wurdest

nicht weit vor Höllriegelskreuth


nur Regentropfen fielen

auf deinen Mantel u. dein

Gesicht u. du hast lauthals

geschrieen Höllriegelskreuth


****


































beim Wäscheabhängen

kurzzeitig

zwischen den Büchern

im Regal

mittlere Reihe drittes Fach von oben

zwischen Lasker-Schüler u. Walter Rheiner

vermeint

eine Einflugschneise wahrzunehmen

u. gedacht

wo man reinkommt

da könne man doch theoretisch

auch wieder rauskommen

mittelfristig


****



































gleich hinter Augsburg fing’s

an. Häuser wurden leere

Gehölze, blattlos, rings

um Tonnen voller Schwere


gereiht. Ein Krüppel nimmt

den Knüppel aus dem Sack

u. wohlgemut gestimmt

zerschlägt er grünen Lack.


Du hast Augsburg längst

vergessen. Denn du schenkst

den Feldern keinen Blick

mehr. Du fährst ja zurück.


****


































ich könnt wenn ich wollt

stundenlang Nutella

löffeln u. fett werden

bis die Wampe aus dem Fenster

quillt u. ich nichts mehr spür

wenn ihr dagegen tretet

in eurer dürren Verzweiflung

in eurem blassen Zorn

darüber dass ich euch den

Weg zur Arbeit versperre

u. sie euch die Kündigung

mit der Post zuschicken werden

wofür ihr noch das Porto

zahlen müsst deshalb

tretet ihr mich aber ich

könnte wenn ich wollte

tagelang Nutella

fressen u. fett werden

fett wie meine Seele

die unstete unersättliche


****




























ich stoße die Wurst ins Senfglas

ramme sie bis auf den Glasboden

zerdrücke zwischen meinen Fingern

die Haut

ziehe sie mit solcher Wucht aus dem Glas

dass der Senf mir in die Augen spritzt

was soll’s frage ich was soll das alles

sollen sie es doch alle zu was bringen

mit senfverschmierter Nase schaue ich in den Spiegel

u. beiße ein Stück von der Wurst ab

ein kleines Stück

greinend dann lachend


****




































kombinatorische Genüsse

u. unerwartetes Land

Wasser tritt über die Flüsse

Bekanntes ist verbannt


findest du hier mitnichten

ich laufe auf harten Zehen

davon vor Geburtswehen

will dich nicht verpflichten


zwei Schwäne fliegen über

die Häuser Richtung Norden

sie können sich verorten

du lässt das sicher lieber


dort steht das Bild der Mutter

hier liegt ein Scheck vom Vater

das hier ist mein Futter

das hier mein Berater


****





























kleine kesse Mädchen

als entstammten sie einem

Gedicht von Rilke

haben es faustdick hinter

den Ohren sie entspringen

dir u. schwups sind sie weg

aber ach sie springen nur

durch deine Träume fange

sie willst ruhig du schlafen

mein Kind


****






































kurze Momente der

Unsicherheit

der Verwirrung

u. Angst

nur weil

du an das Glück denkst

das du mit mir

haben könntest


****








































im Tisch unter Glas


wie in den geschmacklosen

Wohnzimmereinrichtungen

Fachblattimitationen

wo jeder sagt

ach Gott

u. wie schön

Seegetier auf Sand vom Strand des letzten Pauschalurlaubs


unkreative Erbauung


unter Glas liegen meine Eingeweide

das Herz schlägt

der Magen kämpft

die Lunge überschreitet die Demarkationslinie

die Nieren vergiften dich

das Gehirn verteidigt sich nicht


unter Glas im Tisch


ich stehe gefasst daneben


****


























das Schweinefleisch mit

einem Hauch Beifuß

kauend erinnerst du

den Wald die Höhle

wo ihr klettertet u. du

deine Unschuld verlorest

an einen glücklichen

aber versauten Gedanken

für den du noch heute

Worte bei mir findest


****






































die Fingerspitzen drücken

den Körper des Buches gegen

den Tisch während der Daumen

die Blätter hoch drückt

um sie dann gemächlich fallen

zu lassen sie streifen zärtlich

am Innern des Daumens wie schnelle

Wimpernschläge vorbei


sie biegt u. beugt ihr Rückgrat

nach hinten schüttelt lächelnd

ihr schwarzes Haar u. zielt

mit ihren straffen Brüsten

die sich deutlich abzeichnen

auf dich sie ist nicht gebeugt


u. sie sagt dir Dinge die

in deinem Buch stehen

die du aber wie so oft

nicht sehen wolltest

du hattest ihr Geschlecht gesehen


****



























meine schwere Hand läuft

als kreißendes Krokodil

durch mein Leben schwerfällig

wie ein Auto das im Graben

liegt aber taucht es ab

ins Wasser brüchiger Worte

schwimmt es behände davon

wie ein Fisch im Wasser

den es frisst nach

Krokodilart satt

schließt es die Geburt ab


****





































strengstes Eisen fraß sie

gewürzt mit Zink u. Sulfat

zum Nachtisch gab’s Blei

sie naschte vom Platin

u. genoss heimlich Uran

nur um mich nicht

küssen zu müssen

Quecksilber mag sie nicht


****








































am Abend der Ziegelstein

in der Hose zerbricht

das Glas das die Sicht

schafft zu sehen wie

die Dächer gedeckt werden

unter denen man sich

nicht mehr erkennt


****









































kautest am Tage

wie Tabak meine

Seele Vater

u. spucktest in den Napf

daraus ich des Nachts fraß

wie ein Hund


****










































witzig ein Wink die

Bemerkung für die sie

einer langen Rede

bedurfte


ich bringe es auf

den Punkt: vieles

verstehen wir nicht

Mutter


u. doch ist’s ein Wink

witzigerweise


zu gehen


****


































Allergien breiten sich

in deiner Umgebung

aus Niesen Husten

Rotzen schlagen dir

entgegen wurdest

dein Atmen dein Sprechen

dein Schweigen u. Denken

wurden zu Pollensäcken

seiest Frühling seiest Blume

bist Leben bist Lobpreis

denkst in deinem Metrum

doch sie brauchen starke

Antihistamine

sich in dir zu ergehen


****


































Eiskapitelle am Rechner

fallen nieder u. zerbrechen

die Fingerglieder

unmöglich ist es so

die Tasten nicht zu drücken


****











































steig runter Saubermann

von den Schornsteinen

rufe nicht Tarife in die

Welt die schmachvoll sind

du kannst sie nicht zahlen

du bist zu sauber für

diesen Job

geh heim u. werde

schmutzig

unter Armen u.

zwischen Beinen damit

ich dich rieche

kleiner Mann

wir säubern dich

u. verraten dir unseren

üblichen Tarif

steig runter Saubermann

von den Schornsteinen


****






























fette Tochter zurechtweisend

dann tätschelnd

bellt der Kunstmops

das Fremde an


(der wolle nur spielen)


lächerlich aber sein Ernst

u.

lächerlich

des Gefährlichen Anfang

der Geiz des Satten


husch husch

(wir fressen deine Tochter sonst)

ins Körbchen


jeder Maulkorb zu groß

für die todbringenden Anfälle

des hilflosen Möchtegernwauwaus


hier ein Fresschen

(aber wisse ich spiele nicht)


****

























widerwärtig

sagt ihr zu Recht

der Klecks

der ich bin

wenn ich euch

nicht auslache


****










































geh fort du

alter Husar

schrie ich den

toten Vater

an der zu

mir kam weil

er hörte dass

ich schriee


****








































wörtlich

schreie ich

im Gedicht

nicht –


****












































bin Depp

für dich

gib’s zu

könnt singen

trallala


****











































immer u. immer

wieder schießt der

kleine Junge im

blauen Anorak

den Ball gegen das

geduldige Gitter

während allmählich

der frühe Abend

kommt


****







































die Alten nagend an fetten

Gebeinen sagen es wird schon

noch werden


wie Klageweiber halte ich ab

genagte Knochen zum Beweis

des Leides


vor ihre Augen mit wegwischender

Gebärde spenden sie Trost u.

verziehen


sich in die Gräber die ich

geöffnet hatte das Bein zu

entnehmen


****

































Wieherworte

dieser Kiefer kennt nur

Wieherworte


rhythmisch gerundet

bisweilen malmend

ansonsten belassen


auf einen Ritt

gesagt


u. irgendwo natürlich der Bodensee

ist man bewegt

anzumerken


aber nur

Wieherworte


****































Larventräger u. von Beruf

Schausteller hängt er am

Skyscraper überdimensional

u. schindet Eindruck


es ist sein Brotberuf


fürchte keinen Gott fürchte

nur den Menschen


denn nur er hat

der Liebe

spärlich übervoll


****



































hach

das Hügelchen nennt

man wahrlich nicht

einen Ventoux


ach

dich Geliebte Schönste Rotschamhaarigste

heißt niemand

die neue Laura


tja

was soll’s

trotzdem ist’s recht besser

gar denn wir

trieben’s nicht schlecht


oho

u. mein Zeugnis braucht

wenig Zitat

u. die Schönste

lebt auch noch u. wenn ich

schrei schreit sie zurück


****


























du arbeitest

am Stützgewebe


sie halten dir

Stützstrümpfe

entgegen


****










































Im Kandel planscht der Nöck

u. prustet Schaum u. Seife.

Im Garten wettern reife

todernste Frauen: Steck


dir deinen Finger in

den Arsch, du kleines Aas!

so schreien sie u.: Was

du willst, hat keinen Sinn!


Der Nöck der hampelt weiter

u. läuft die Rinne rauf

u. runter. Hüpft dann auf

das Dach u. platzt ganz heiter.


****


































die Bananenschale bräunt

das Taschentuch mit Sperma

gefüllt trocknet ein


es hat aufgehört zu schneien

im Radio spielen sie ein

trauriges Lied meine

Augen schmerzen


es beginnt

wieder zu schneien es war noch

nicht der letzte Tropfen Sperma

Taschentücher liegen

überall bereit


die Bananenschale findet

im Schwarzen eine späte Ruhe

dem Tag bleiben noch einige

Stunden


vielleicht geschieht

etwas in den Abendstunden

wenn du endlich wieder

da bist


****
























Reif u. Eiszapfen

an der Glottis


wenn’s taut

tropft ein Wort


oder zwei


die tiefgefroren haltbar

geblieben wären


****






































schürz die Lippen mein Kind

halte deine Hände

an die Nase geschwind

bring es jetzt zu Ende


hole Schwung mit der Hand

schlage ein ganz ohne

Scham mein Kind verschone

niemand kehr heim ins Land


lasse sie nicht sagen

habest nichts zu suchen

hier habest nur Klagen

u. könnest nur fluchen


schürz die Lippen mein Kind

packe mit den Händen

was dir gehört geschwind

lass sie’s nicht beenden


****





























geradewegs gepflastert

über allem die Schlossuhr

es nieselt

die Wiese schwer mit Wasser

gesättigt


wir brachten kaum einen Bissen

runter

u. doch

aß ich fast den Teller auf

u. du sagtest

als wolltest du Beweise liefern

du könnest immer essen


Wasser die Worte aus denen

der Mensch

zu 80 Prozent besteht


Arm in Arm

laufen wir schnurgerade

die Schlossuhr sagt

es ist Zeit


denn das Leben fordert

verschlungene Bahnen


die sich kreuzen


****





















hasch das Wort

den Witz

er springt über den

Schnee


siehst du ihn hier


lies mich still

sonst renn ich fort


****







































ich bin viele

mir kommen die Worte zu

die Erde kennt keine Ruh

die Gefühle

die ich sagen muss


macht mit mir nicht Schluss

treibt das Böse nicht aus


so lautet ihr Name nicht


****






































du

der du das Denken

hoch hälst

u. mir vorwirfst

ich dächte nicht

an dich


weißt du nicht


es ist tausendmal

schöner

nicht an dich

zu denken


weil du da bist

bei mir bist

hier bist


Denken heißt Abwesenheit


ohne das Hässliche

gibt es keine

Schönheit


****

























musst ruhig sein lieb Kind

störst sonst


ICH BIN DAS

LUST U. SCHMERZ

SCHREIENDE TIER


DAS EUCH ANSCHREIT U.

ANSTÖHNT


musst ruhig sein lieb Kind

störst sonst


weil ihr mich nicht berührt

rieche ich nach Hautgoût


musst ruhig sein


aber


****





























sie ist dumm

sie wird nicht ohne Tränen durchs Leben gehen


dafür hasse ich meine Intelligenz


****












































die Menschen verachtend


behauptest


du


du seiest weniger aggressiv

als sie


es sei dir lieber

sie wären nicht da


****





































ätzend schäumt unter

dem Mull Widerstand auf


während du meine Wunden mit

deinen Kommentaren verbindest


****











































Leben eine Erinnerung


holst sie ein


wie man das Segel einholt


****











































erregender erster Sonnentag


das Lehrbuch sagt

gerne

darfst du es tun

darfst sie von hinten lecken


wechsle aber

nicht zwischen den Löchern

der Hygiene wegen


teilnahmslos

laufen die Menschen

durch die Bahnhofsstraße


****


































es öffnet sich

sie lässt locker

du weitest mit den Händen

du näherst dich

du steckst die Zunge hinein

sie verkrampft

sie verschließt sich


die geheime Freude des Menschen

beginnt von neuem


****






































der Muskelring umschließt

den Finger am zweiten Glied

in deine Hand fließt

das Glück u. vom Glück ein Lied


sie summt stöhnt u. schreit

sie will keine Ewigkeit

sie will dass es dann geschieht

wenn sie vor dir kniet


****







































Mindestgehalt

einmal Lächeln


wie in einer Bananenrepublik

sind die Gehaltszahlungen im Rückstand


ich muss gewaltsam

Wegezoll kassieren


****








































wie gut

dass niemand schaut


Würzbrühe läuft

aus deinen Lenden


die Vögel picken Brot

das du tränkst darin


****








































hinter dem Mond

beginnt die Freiheit

u. fällt auf die Erde

als Verzweiflung:


die Tragikomödie

in der wir lachend

bis zum bitteren Ende

reüssieren


****







































Wolkensöhnchen sagten sie

Morgenhimmelsrötchen

riefen sie was willst

du bei uns du hast

keine Ahnung

sternenverschnupfter Mann

hinterm Mond keine

Ahnung wie es zugeht

bei uns


wie ihr mich seht was

kann ich dafür wie ihr

mich nicht gesehen habt

was kann ich dafür


euch habe ich gesehen

ihr hattet keine Scheu

wisst ich halte

meinen Mund nicht

wisst ich schweige nicht


spottet Wolkensöhnchen

höhnt Morgenhimmelsrötchen

es wird euch dämmern

Geschwister


****























gehäutet du

deine Haut spannt

sich über andres


das du ritzt

mit Worten


dass es klafft


du siehst dadurch

in die Welt


die Salz in deine Wunden sträut

sie mit Brot pflastert

dich zu stillen


wenn sie dich liebt


****































im Darm der Zeit

drückt sich Widerspenstiges

nach vorne dem Licht

am Ende des Tunnels zu


****












































klar Umwege bedeuten

Mühe u. wer macht sich schon

gerne Mühe

gerade

wegs aufs Geratewohl hin

durch

freudig bringen wir

dem Direkten die Opfer

Banking des Selbst

Streichung des

Anderen ich kann ihn nicht

umgehen

das Verstehen

wird mühelos zum alten

Eisen

ich verstehe das

doch wer hört den Schall im Wald


****































gerade noch warst du

verbunden da stürzen die

Programme über dir

zusammen wie nach

terroristischem Angriff


das Handy fällt dir aus

dem Vers die Stromschläge

der Bäume zerschlagen

das Betriebssystem du bist


raus u. solltest von vorne

beginnen wie in Pornografien

wie nach nicht bewältigten

Rimjobs an der jungen Zeit


****

































Angst macht die Haut trocken.

Trockene Haut schuppt.

Schuppen sehen aus wie Schnee.


Schnee fällt vom Himmel

u. färbt die Wiesen weiß.


Niemand bietet Lotion

für die Himmel feil.


****







































das Kopfweh der grauen

Wolken nimmt die Worte


u. lässt sie als Hagel

im Reich des Domestizierten


niedergehen einer hebt

den Finger er schillt kopf


schüttelnd na na na


****






































die Geburtszangen der Zukunft

zerdrücken deinen Schädel


aber alle stehen bereit das

erste Bild von dir zu schießen


u. befehlen: lächle


****









































tief in den Alltag eingefahren

baust du vernachlässigte

Wortflöze ab


gestört vom Getrampel der Touristen

über der stillgelegten

Grube


noch hat Gas die Kerze nicht gelöscht


niemand ruft dir zu

Glück auf u. die Aufzüge

funktionieren schon lange

nicht mehr


nur dann u. wann ein Staublungenkumpel

ein rußverschmiertes Frauengesicht

sie bewegen die Lippen

lutschen Kohle ohne Bekenntnisse


tief in den Alltag eingefahren

baust du vernachlässigte

Wortflöze ab


****

























Schuld

sprechen wir von Schuld


also


was ist


sprichst nicht mehr


sprachst nie


du trugst deine Schuld

wie du glaubtest


habest versucht zu glauben

habest es nicht geschafft


sprich mit mir


wegen dir gibt es keine Antwort


Liebesbeziehung gebe es

nicht in bezug auf den Vater


in jedem Fall

es gab sie nicht


wie die Schuld


das ist unsre Schuld

unsre Bringschuld


dann ist gut


****















Ich lege eine Platte drüber.

Ich war seitdem nicht mehr an dem Grab.

Ein Kreuz begleitet ihn hinüber.

Er war noch am Leben, als er starb.


Ihr kümmert euch sowieso nicht drum.

Wir werden das Schuldgefühl nicht los.

Die Liebe zu ihm war nicht sehr groß.

Wir werden kein Individuum.


Du bist schlimmer, als er es je war.

Er war glücklich in seinem Unglück.

Er trägt keine Schuld an seiner Schuld.

Er ist da und doch schlicht nicht mehr da.


****


































mein buddhistisches Gebet:


das ist so ein Ding

mit der Gelassenheit


das Leben ist Leid


tut mir Leid


so der Stand der Dinge


im nächsten Leben werde ich eine

Wirtshaustochter

u. jeder legt mich flach

u. leckt mein Loch


dann wird’s lustig

u. ich lasse die Dinge geschehen


****






























Die dicken Wirtshaustöchter

erfreuen sich am Durst,

dem Hunger auf die Wurst.

Ach, eine Suppe möcht’ er,


so kommens her, Sie Dichter,

ich geb’ die Suppe Ihnen

ins Maul, wie sie’s verdienen.

Wir sind die Wirtshaustöchter.


Die dicken Wirtshausdamen,

die haben noch einen jeden

gestillt. Da vergeht das Reden.

Man sagt Grüß Gott u. Amen.


****


































windwärts in der

Röhre


immer ins Dunkel

geblendet vom Licht


gehst du


****









































Mit schwitzigen Fingern entdeckte

der junge, gequälte Erhörte

das feuchte Geschlecht. Sogleich schwörte

der Mann, dessen Schwanz sich schon reckte,


er werde die Klitoris lecken

bis sie mit der Hand seinen Kopf

weg schöbe und geil schriee: Stopf

mir endlich mit der Hand das Becken!


Der Bursche spuckte auf den Daumen

u. steckte ihn tief ins Arschloch.

Er zog ihn wieder raus u. roch

dran, drückte ihn an seinen Gaumen.


Gleichzeitig machte es ihm die Frau

mit ihrem geschminkten Kussmund.

Sie bohrte seinen After wund.

Es hallte aus der Spalte: Au Au


****





























eine Tütensau zu nichts nütze

du hast sie erjagt du Held

das Gegenteil einer Wollmilchsau

zerrissen aufgeplatzt

Futter stößt durch

liegt dir zu Füßen u. windet sich unter

den Streicheleinheiten

sie quiekt „ja“

sie spricht drei Worte


jeder wird geliebt


****





































dein Sinnen ein strammes

Marschieren ein rascher

Schritt ein trippelnder

Tritt ein Heben

ein Senken

ein Hoch

ab


nein


****







































im horizontalen Glasaufzug

in den Abgrund

UG gedrückt

doch das Ebenerdische

verschwindet nicht

jenseits der Scheibe

lachende Gesichter

sie drücken für dich den Alarmknopf

di Tür sollte sich schon längst geöffnet haben


****







































ein Bein es riecht nach

Lotion Apfel u.

Geschlecht

nur ein winziger Teil

u. du gibst dich ganz


dem Apfel hin


****









































stocken wie blähen wie

aufgeblasen ein Ballon

aus Strümpfen geklebt

so schwer du auch bist

du fliegst hängst in der Luft

deine Masche läuft davon

als Emotion zwischen dir u. mir


****









































ganz schaumig zwischen

den Dünen zwischen den

Beinen dann verläuft

es sich am Schenkel

Inondation es hat

kein Wort die Schönheit

parat nur dein Lachen


****









































bist nicht Schlammslamschlacht bist

nicht Trip in die Partyzone der Rebellion

einer Spaßguerilla einer hippen

Crew Unternehmensberater

in Sachen Rhythm and Rhyme bist

nicht schöpferische Zerstörung nicht sinnstiftendes

Wachstum perfekt gestylter Konserven

vorführer bist nicht sound nicht cool

wenn du’s ohne nie warst bist

nicht Wettbewerb Slogan Werbe

spruch bist nicht spezial effect

Knallbonbon bist nicht Affektation

bist nicht Ego-Trip nicht Ego-Shooter

bist nicht Ausverkauf von Kafkas Affe

nicht Mäuseentertainment nicht Mittel zu billigem

Zweck teuer bezahlt stehst

beim Türken im Imbiss isst einen

Döner fährst Rolltreppe findest

dich in der Umkleidekabine du schreist

du flüsterst dich unter die Haut lebst

als Tattoo probierst hinterrücks

einen String willst keinen

Beifall keinen Erwartungsbefall

auf ewig willst hören du bist

bist weder edel weder schön

kannst unbeklatscht nach Hause gehn


****






















Die Frau schiebt den leeren

Kinderwagen vor sich her.

Ihre Wünsche sind flügge

geworden, umschwirren ihren

Kopf u. fliegen davon.


Das Kind rennt dem Ball

hinterher, der immer größer

wird u. die Eltern,

das Haus, die Straßen,

die Stadt, die Welt

u. alle Traurigkeit

unter sich begräbt.


Der Mann raucht die Liebe

in der Pfeife, hustet kurz

u. spuckt Seele in den

Raum, wo ihn alle

andächtig anstarren.


Der Hund schnüffelt an

der Idee eines großen

Geistes, findet aber

keinen Grund, sie als

sein Terrain zu markieren.

Efeu klettert am Erhabenen

empor u. verbrennt sich

die Ranken am Brand

des Nichts.


Der Stein liegt u. fällt

zugleich. Er liegt dir

im Magen u. fällt

dir auf den Kopf sogleich.


****













Den Hulahup-Reifen

in der Hand steht sie am

Bahnsteig. Silbrig glänzen

die Strümpfe unter dem

Rock. Sie ist nicht mehr die

Jüngste, Doppelkinn u.

Falten, aber ihr Flair

betört mich für Stunden.

Für Stunden sind wie Mann

u. Frau in Gedanken.

Mein Körper wird real

u. zerfällt nach Stunden.


****




































er hängt an seiner

Liebe wie ein Hund

an der Leine


die Sau trägt

jedoch keinen

Maulkorb


****









































ihre Scheren ihre Messer

lassen sie als wären

sie Helden kreisen

u. schneiden ein Ohr

ritzen eine Haut trennen

ein Geschlechtsteil ab

sie lieben nicht sie

fürchten sich sie haben

keine Angst sie haben

die Macht sie sind die

Allergene der Worte

die Krätze der Denkfiguren


****




































Hyazinthenkälte. Getrocknet

liegt die Knolle auf der Zunge. Zu

gernegroß, um begriffen

zu werden. Zu winterhart, um

verschluckt zu werden. Sie wartet auf

ihre Blüte.

Du wartest mit ihr.


****









































seitwärts der Blick auf

die Frage nach einem

Namen.

Du weißt

was du nicht vergessen

darfst. Du ertrügest

das Anblicken nicht.


Wieder u. wieder

murmelst du die Worte.

Waren es diese oder diese?


****





































beim Schreien beim Umstürzen

sind ihm das Subalterne

das Konforme nicht fern

er greift nach den Sternen

u. verfängt sich in der Schürze

seines als Mutter

verkleideten Vaters

der schlägt sich auf die

Schenkel die Vögel fliegen

aus Kronen in den Himmel


****






































die Sprechblase zerplatzte

als Selbstmordattentäterin

sie war scharf auf Lustknaben

im Himmel des Schweigens


****












































mit deinen Spinataugen

starrst du auf meinen

Käseknackerschwanz


mit Möhrenhänden

zerdrückst du meine

Knoblauchbrustwarzen

u. brätst meinen

Hackfleischkuchenleib

Marke McLaurentius

in der beschichteten Pfanne

deiner Liebe

an der nichts haften bleibt


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so viel Müll im

Augenherrgottswinkel

du würdest gerne barfuss

über warmen Teer laufen

u. den Frauen beim

Telefonieren zusehen

der Abfall lässt den

Pupillenteich kippen u.

die Fische schwimmen

bauchoben u. stinken

von einem Ohr zum anderen


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Linie ist nur

wenn du auf dich schaust

siehst Anfang siehst Ende

u. fliehst


Gekringel u. Gekrakel sind’s

verflochten verwirrt verschmiert

unanfänglich unendlich

verstellst du dir nicht mehr den Blick

u. bleibst


du strömst ein Ion

auf der Nervenbahn


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Schuftest u. schuftest.

Machst den Buckel krumm.

Du gehst auf kein Fest.

Wirst alleine dumm.


Stürzt dich in Neurosen.

Überall ist Sinn.

Du ziehst deine Hosen

aus u. gibst dich hin.

Erntest keine Rosen.


Nichts gelingt. Die Dinge

wollen nicht bleiben.

Es gibt keine Ringe.

Du hauchst an Scheiben.


Kehr um, mein Freund, kehr

um. Du musst gehen,

willst du bleiben. Der

Wind wird schon wehen.

Er weht zu dir her.


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im Sichtfeld ein simples ja

ja sie wird

ja sie kommt

ja sie wird bleiben


ja sie wird ja sagen

kein nein mehr gelten lassen


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wer zeichnet das Rauschen die Antwort

meiner Haut auf

die sich am Wind

reibt

du atmest ihn


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geschwind Station

steh auf u. davon

das Lächeln fährt weiter

doch die Kunst ist heiter


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ein Wagen rast

mit hoher Geschwindigkeit

auf dich zu

sie winken sie schreien

Comedians sitzen hinterm Steuer

auf dem Rücksitz schütteln sich sexy Groupies

willst du glaube

findest du das nicht lustig


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Gurkenwasser Wurstwasser

spuckst du ihnen entgegen

weil sie dir die Gurken

weil sie dir die Wurst

nicht gönnen nicht gönnen

dass du das Maul aufmachst

dass deinem Maul deinem Atem

mitunter der Geruch

von Himbeerbonbons entströmt


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ja du hörst Säfte durch die

Lüfte fliegen hörst Abwässer

die Lieder hinab rinnen

siehst wie Gedanken die

Kanäle verkalken riechst

die Worte die nach

deiner Liebe duften


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wie beim Zugfahren

die Knie an den Vordersitz gepresst

der hinter dir

er zieht in foltererprobten Rhythmen

die Nase hoch

rotzt auf den Flur

den wirst du nicht mehr los

der Zug liegt auf unbestimmte Zeit fest


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grinsend u. brausen u.

Minipli in den Wimpern u.

Farbe in gelegten Brauen

die Furchen am Krähwinkelmund

Richtung Auge tätowiert die

Schweißperlen reinstes Botox

fixiert dich die Visage

u. impft dir einen unaufhörlichen

Wasserfalldurst ein du schreist

in der U-Bahn aber alle

halten dich für den Promoter

einer neuen Schwachsinnsserie

wie wenn du nicht die realste

Sprache sprächest


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Grasnarben trittst du

vor dir her haust den

Putz von den Wänden

ritzt Liebesschwüre ins

Tapet schlägst den Kopf

gegen die Theke gegen

die Wünsche hauchst

Liebe ihr aufs Gesäß

u. machst einen Luft

sprung weil du an sie denken

kannst in dieser Stunde

mit dieser Erregung

in der Zunge


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das Glied eine erigierte

Zunge ohne Höhle

aber mit Fettansätzen

(die Welt ist kalt)

freischaffend auf der

Suche nach deinem Mund

für die nötige Resonanz

dir die Wahrheit zu sagen


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keineswegs ausgemergelt

aber ausgehungert stehst

du im Saft in Blüte

in Frucht nackt da

warte nicht zu lange

wartend wächst die Scham

wächst was welken lässt


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zerbrechliche T-Träger

tragen deine Au-Pair-

Zeit schick dich heißt

es der Stahl wurde

vom Verhalten porös

aber deine Zeit ist

Lebenszeit


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Kardamom warum nicht

du nimmst Kardamom

zwischen die Fingernägel

u. zerspaltest die Körner

meine Maharani

ich bin dein Paria streue

Kardamom über mich lass

deinen Pavian tanzen du

musst nicht reden aber

schreibe auf meine Brust

deinen Namen den ich

sagen darf Geliebte

dass du hörest es ist als

würde ein Kosmos aufziehen


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geradezu krampfhaft

der Tonus wenn ich

reden soll wie ihr wollt

ihr verunmöglicht mir

zu schweigen


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les nuages die Wolken flüchten

aus den Augen den blauen

den grünen den grauen Augen

was bist du denn für ein Typ

was bist du für einer hä

du wühlst mit den Händen

im Reis u. speist in die

Schüssel in den Nachttopf

pot de chambre et les nuages

die bleiben in deinem Herrgotts

winkel Maria hilf Mutter

du zerdrückst mit den Zehen

Kot u. schmierst ihn über

die Straße den Leib u. jubelst

den Wolken les nuages deine

blaugraugrünen Augen unter

ach Mutter vergeblich hast du

mich jeden Tag gebadet

der blaue Himmel dort der

Himmel das Haus der Wald


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Das Runde wird zum Stern,

öffnet sich ein großes Loch.

Es ist nicht leer. Nicht nichts.

Ist Ursprung u. Ende doch.


Rosig ist’s u. dunkelrot.

Die Falten werden straff.

Ist es Lust? Ist es Not?

Das Blut tanzt wie ein Aff’.


Dann kommt es vor. Da. Jetzt.

Nein, sie ist nicht verletzt.

Sie gibt u. gibt es her.

Es sinkt die Gegenwehr.


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Dann hängst du Wäsche auf den Ständer.

Im Keller leckt der Wasserhahn.

Er träumt von einer Fahrt mit der Bahn

entlang der weißen Tellerränder.


Gewaltsam stößt er an die Decke.

Sie gähnt mit unangenehmen Lauten.

Am Boden wachsen Popelbauten.

Es fällt vom Fenster eine Zecke.


Die Wäsche tropft auf Fischgrätboden.

Der Kuckuck ruft die Stunde aus.

Er fühlt sich als der Mann im Haus.

Sie knabbert lässig Pfefferschoten.


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Im Auge, im Blick die Grenze.

Du bleibest stets auf einer

der Seiten. Sehnest dich nach

der andren. Sie sei dein Ort.


Auch ich bin übers Land

gelaufen durch die Zölle.

Bezahlte oft u. habe

die Übergänge nun im


Gehirn, im Körper, im Leib.

Doch bleibt man stets auf einer

der Seiten. Hofft, man wäre

ein andrer. Wäre vor Ort.


Wir leben in einem fort

u. leicht verschwindet die Schwere.

Die Existenz wird feiner.

Wir schreien einander an: bleib.


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Gedächtniskräne

von blinden Führern

bedient heben die

Last unerreichbar

hoch für dich


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Mutter mein schreit.

Sie zieht den grünen Pulli über.

Es ist so weit.

Sie wickelt schwarze Tücher drüber.


Was hast gemacht?

Du machst auch immer solche Sachen.

Weinst in der Nacht.

Ich mochte einst lieber das Lachen.


Mutter mein schreit.

Schließt alle Türen hinter sich zu.

Nichts tut ihr Leid.

Wirft mir noch ein letztes Mal vor: Du


Was tust du nur?

Du tust doch immer diese Dinge.

Willst Licht im Flur.

Doch wolltest nie, dass ich dir singe.


Mutter mein schreit.

Man hört es durch die Wände herein.

Sie ist nicht weit.

Ich singe leise, leise u. allein.

(Doch bald bin ich, bin ich nicht mehr klein)

Mutter mein schreit.


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wie eine Glatze

kommt das Grün

hervor der Schnee

schmilzt das Leben

wird älter u.

fordert junges Fleisch


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windelweich den Gedanken

geschlagen ob ich

oder ob ich nicht

Dichter sein dürfte


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das Tätscheln des Kopfes

erregt so sehr das Kind

dem Körper heilig sind

dass Fäden des Knopfes

abreißen im kalten Wind

nacktes Entsetzen des Schopfes

dein Vater ist ein Rind


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fast Schlagsahne

im Kopf vom

Rühren der Gedanken


ob ich Zukunft hätte

die darüber verging


so bekam ich

eine gedankenvolle

Vergangenheit


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Was soll ich tun mit dem Entsetzen

in deinem Blick, dem Innehalten,

als risse man Papiere in Fetzen,

die einst als Unterpfand galten?


Was soll ich tun mit deinem Schweigen

u. dem Abwenden ins Halbprofil,

als machten sich Blumen den Stil

von einem fremden Wachsen zu eigen?


Was soll ich tun mit meinem wunden

Gesicht, mit den Gluten, dem Brennen,

der völligen Leere der langsamen Stunden

gleich dem traumhaften Auf-der-Stelle-Rennen?


Was soll ich tun mit dem Vergessen,

das noch nicht da ist, sich aber ankündigt?

Schon bald, da werde ich nichts mehr essen.

Schon bald, da bin ich von mir selbst entmündigt.


Was soll ich tun mit der Gleichgültigkeit

nach mühevoll vergangener Zeit?

Was soll ich tun mit der neuen Lust

am völligen Vergessen des Verlusts?


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strenger Vater Wahrheit alter sturer

Bock das Sacktuch auf dem Kopf u. Pfropfen

in den Ohren mit gerecktem Finger

u. ganz nassen Lippen mahnst du mich an


schimpfst mich meines langen Schlafes wegen

möchtest meine Träume an den Pranger

stellen siehst nicht wie ich wach am Morgen

liege an mir reibe u. alleine


bleibe meine Träume in die Hefte

schreibe die du mir für meine Fehler

schenktest führe ich sie gut dann wolltest

du mir mir dem nie ganz wachen Menschen


der die Form nicht halten kann u. sich nicht

an die Formen deiner strengen Ahnen

hält dem wolltest du dann deine Tochter

die Vernunft zur Hochzeit geben mir zur


Braut ja weißt du denn was deine Tochter

treibt die ganze Nacht am Morgen u. am

Tage weißt du das du blinder Vater

irrer Wanker auf den Rondells deiner


Fantasie u. Imaginationen

deine Tochter strenger Vater peinigt

unsre Leiber sie spielt ihre Spiele

dabei lacht sie dumm das Lachen ihres


Spottes Ausdruck ihrer Angst vor dir mein

Vater wegen dir ist sie zum Rührmich

nichtan zum Gespenst geworden Vater

zieh tief dein Tuch über deine Augen


strenger Vater Wahrheit alter sturer

Bock mit roten Händen rot von deinen

Schlägen falls ich nicht schrieb lieber Vater

schlag mich nicht mehr den steifen Finger


bohre mir nichts ins Gehirn in dieses

wunde Herz es schlägt für jemand lieber

Vater du magst sie nicht weil du sie be

gehrst doch sie begehrt mich mich mein Vater


sie begehrt mich liebster Vater du hast

sie vertrieben aber ich ich finde

sie die Hefte die ich alle schreiben

musste sind die Pfeile ihrer Liebe


Vater tagelang da schlafe ich u.

warte denn die Pfeile fliegen mir zu

da bin ich ganz gewiss bin ich ganz sicher

u. schon morgen wird sie bei mir liegen


mein Geschlecht in ihrem Mund u. meine

Worte sage ich ihr in das ihre

Vater liebster Vater dann verlassen

wir dich dann verlasse ich dich wirklich


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sacra familia, 20 m2, überall

ist Liebe, die Küche im Zimmer,

abgetrennte Ecke, das Klo separat,

Fernsehen unmöglich, Mann, Frau,

Kind, die Kleine wächst,

sie bekam tausend Geschenke,

ein kleines, gelbes Kleidchen

mit Blumen drauf. Die Mutter bleibt

zu Hause. In ihren Augen Schönheit,

im Vater schlägt ein großes

Herz, groß wie ein Döner, 20 m2,

er bereitet mein Essen zu, überall

ist Liebe, 5 € der Teller.


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Frühling wird’s. Die Frauen werden bauchfrei.

Piercings in den Nabeln, Stecker in den

Nasen. Miniröcke decken kaum die

winterweiße Haut der Beine u. des


Hinterns zu. Sie atmen wie nach langem

Tauchen in den Seen des Frostes u. der

Kälte, in der Einsamkeit der Nächte

u. der Morgen ohne Sonne, die sie


zwischen ihren Beinen leckt u. ihren

Tag begrüßt mit heißer Zunge. Hast du

nichts im Mund, du Armer, keine Freuden,

die du spenden kannst u. keine Nässe,


die die Haut geschmeidig macht? Dann

schweige still, du Elendiger, weiche

in das leere Prahlen deines Gliedes

u. Geschlechts zurück. Die Frauen wollen


andres. Ich, Geysire schießen mir aus

meinem Mund raus, ich becirce sie u.

spalte ihre Kühle, dringe vor in

ihre beiden Gründe dieses Seins, in


ihre Löcher, hauche Sommer ein u.

Wüstenwind, Monsun u. die Gewitter

meines Herzens, überschwemme ihre

Körper, ich bespritze ihre Beine


mit meinem Mund, mit meinem großen Maul,

damit sie aufblühen wie Quittenbäume.

Frische Säfte, milchigsalzig, fluten

schwarze Wiesen u. ernähren mich –


****
















Vater nimm mich

auf deinen Schoß u.

pflanze mich auf

als deinen Speer


gemeinsam erwehren

wir uns der Welt

u. nehmen uns

was uns zusteht


nicht wahr Vater


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du weißt nicht

ein noch aus

nicht die Hauptstadt der Schweiz

nicht 3 mal 4


ein Grünfink badet

sich u. du lachst

u. denkst

Schmutzfink ein Schmutzfink


du weißt nicht

ein noch aus

nicht die Gründe der Liebe

u. warum sie endet


ein Grünfink badet

sich u. du lachst

u. denkst

Schmutzfink, ein Schmutzfink


****































wusstest du wow sagen sie

wenn sie den Rüssel heben

sagen wow wie damals

in Wuppertal

Wuppertal frage ich

wieso da wo der Mord

imaginiert wurde


ach sagen sie

hier oder dort

wer hat Kummer

wir laufen über die Brücke

springen nicht in die

Wupper wieder

nicht


u. rufen wow

du vielleicht mach doch

was du willst

wir wenden uns jedenfalls

ab mit dem tätowierten

Rücken zu dir


u. warten dass du uns

mit dem Finger

weckst

oder wusstest du das schon


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Gotts Semmelfass

nicht dass

aber dennoch

fass

Höllenhund

sag doch

na und

Gotts Semmelfass


draußen scheint der Vollmond

durch die Wolken u. im Fernsehen

preisen sie Waschmaschinen an


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Warzencreme essend hoffst du

ja hoffst ein Igel auf der Fahrbahn

eine Fliege am Klebeband

eine Motte im Dunkeln ihre

Augen seien Kronleuchter u. ihr

Geschlecht der Schalter du

folgst dem Schein u. wartest

auf Verwandlung bliebest nicht

Igel Fliege Motte Warze

Mensch


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aufs Geratewohl

tagsüber

jubelst du


der Mann kehrt

den Hof

die Frau kratzt sich

am Bein

die Ampel springt auf Grün


du schenkst dem Penner

Wein

er lehnt dankend ab

sein Magen sei zu empfindlich


aber du

tagsüber

du jubelst


der Mann hebt ein

letztes Blatt

die Frau kratzt sich

im Schritt

die Ampel springt auf Rot


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warst mal

warst mal so einer

wolltest mal so einer werden

so einer wie

einer mit Hoffnung

einer mit Vergangenheit

warst mal so einer

u. wurdest doch

nicht so einer

so einer nicht


****


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