Freitag, 28. Januar 2011

I


Höllriegelskreuth




von






Klaus Peter Buchheit


München / Augsburg 2003 – 2005

























Hymnen sie standen an

Bächen u. sangen Hymnen

du liefst vorbei

die Fische schauten dir nach

immerhin

du triffst einen anderen Ton












































komm Geliebte

spann mit deinem Haar

die Lustfäden

von meinem Schwanz


in die Welt


ich verklebe dein Haar

zu Zöpfen

der Freude


du küsst meine Hoden

u. steckst mir eine

Botschaft

ein Ausbruch von Gefühl

in den Arsch


von den Backen

tropfen Schweißperlen

du zerdrückst sie mit

der Nase


wie Seifenblasen


wir reinigen uns im Trinken

der Sekrete


*****



























Geliebte deine Füße

sind feucht vom Tragen enger

und fester Schuhe streck sie

in warme Luft ich beuge

mich ihnen kalt entgegen

und rieche daran wie ein

Detektiv am Beweisstück

des zu klärenden Mords ich

zerreibe Dreck und Haut in

den Spalten und den Tälern

rund um die Ballen und die

Verhärtungen aus Horn ich

bespucke deine Zehen

und wasche sie mit meinen

Eiszapfenwimpern rein und

dann nehme ich sie tief in

den trockenen Mund auf der sich

sofort mit Speichel füllt und

ich lutsche sie wie ein Kind

die Bonbons von der Tante


*****




























ja Kinder füllen manchmal Luftballons

mit Wasser auf die sehen dann aus wie die

Altfrauenbrüste dort am Uferstreifen

sie hängen auf das Gras schwer nieder als

Hinweis auf die Vergänglichkeiten unsres

Scheißlebens doch das kümmert diese Frau

nicht sie verdreht den Kopf u. lacht so laut

dass alle Enten schnell das Weite suchen

u. alle Nackten ganz verschämt dreinschauen


*****







































sie fragte um Feuer

um ihren Kopf

ein Tuch wie Simone de Beauvoir

es auf Bildern trug


sie bedankte sich artig

lachte


ich trank Bier

dann noch eins

rauchte zu der Zeit noch

(später wieder)

wie ein Wilder

war verlassen worden 3 Monate zuvor

doch das war vorbei

das spürte ich besonders an diesem Tag

wie an keinem sonst


sie sagte nichts

starrte geradeaus

trank

rauchte

in ihrer Beauvoirschen Schönheit

ma berbère

sie fragte wieder u. wieder nach Feuer

Cathèrine


so beginnt eine Liebe

für ein Jahr

immerhin


wir gingen nach Hause

für 3 Tage

damals


u. erzählten uns

unser Leben

oder was wir dafür hielten


wir rührten uns

rührten uns nicht an


später sollte ich sagen

sie sei beim Ficken mein Paradies

eine Pflaume wie nach Maß

ein Schwanz wie abgemessen

Maßlosigkeit erzeugend


sie sagte artig danke

nachdem sie mich angeschrieen

ich gab ihr Feuer


später riss sie mir Haare

aus

u. zeigte mir das Leben

wir trieben ab

ich betrank mich an dem Tag

soll ich dir ein Omelette machen

hatte sie gesagt

es sei nur ein Ei

es war weniger

das Haartuch à la Beauvoir

trug sie schon lange nicht mehr


u. ich war nicht ihr Sartre


irgendwann verleugnete ich mich am Telefon


sie sagte danke

ganz artig


wir wurden aus unserem Paradies

nach Maß vertrieben

maßlos


heute rauche ich nicht mehr

(schon wieder)


****




















immer noch

damals


dritte Klasse


der Blondschopf

rieb

indem er auf mich zeigte

die zwei Zeigefinger aneinander


der Junge sah aus

wie ein Stück

nasse Seife


die anderen bildeten einen Kreis

die Schaukel quietschte


dann überquerten wir den Bach

Äste

bildeten eine provisorische Brücke


ich rutschte aus


der Stiefel voll Schlamm


es stank fürchterlich


damals


in der Kindheit


manchmal ein Geruch von Intimzonen

wenn ich alleine war


****















Maria

sah in Weingarten dich

auf dem Kopf eines Mannes stehen


Mutter

mitunter denke ich du stündest nicht

Ave Eva – Eva Ave

auf Adam

dem ersten Sünder, der dir erlag

du stündest

auf der Kehle mir

u. drücktest deinem Sohn den Atem ab


Maria

in Weingarten zündete ich

dir eine rußfreie Kerze an

vielleicht lässt auch mich sie besser atmen

dass deine Engel mich tragen

wie die Predigerkanzel


des Engels schöner Fuß

hatte es mir besonders angetan


in die Luft schlägt er den Takt


****
























Giacomo

du bekamst eine zweite Mutter

damit das Erinnern beginnen konnte


sie steckten dich in eine Kiste


du, Giacomo

auch ich stecke in einer Kiste

einer Vitrine

u. niemand gibt mir Konfekt


bei jeder Frau

denke ich

die holt mich aus der Kiste

aus der Vitrine


zieh an der Nabelschnur

u. schlag mir auf den Arsch

dass ich schrei

dass ich schrei

schrei wie ein Wolf bei Vollmond


aber sie tut’s nicht

Giacomo


sie setzt sich auf den Deckel u. ruft

verrecke

du bist mein


wie du keine Erinnerung in deiner Kindheit hattest

Giacomo

so habe ich die Erinnerungen u. bin Kind geblieben


wie dir die Erinnerungen kamen

wird mir erwachsen werdend

hoffentlich

das Vergessen kommen u. ich werde beginnen

Giacomo


wo ist mein Konfekt


****








verschüttet u. schäbig

liegt der Kandidat

unterm Thresen

u. schreit nach der Mutter


er erbricht sich in ein Glas

das trägt er zu Markte

u. preist es als ökologisches

Wundermittel an


****







































am Mittag in Bergama

legte der Polizist

seine Waffe

nieder u. kam mir nah


abends zeigte

er mir die harten

Jungs auf Kinoplakaten

make your day


er sprach etwas

sang türkische

Lieder u. spielte

die Saß


in der Nacht bekam

ich eine Menge

Geflüster zu hören

großer Säuselkram


neben mir geladen

die Waffe eine

Automatik

ich starrte auf die Waden


fette Löcher

in Wassermelonen

wie Königskronen

an einer Kette


die Zeit wurde zu

einer Puppe

eines Schmetterlings

zum Moment vor dem du


nicht mehr genau weißt

du ob ein danach

gibt ob es brennt

oder die Welt vereist


ich lag im Hotelbett

die Knie bis zum Kinn

hochgestemmt

u. stammelte vor mich hin






vor der Tür hörte

ich Schritte im Fenster

sah ich Wolken

u. dumme Gespenster


****












































ich löste meine Eingeweide aus

u. entbeinte das Muskelfleisch

um zu bemänteln

dass ich ohne dich

vielleicht nicht sein kann


****











































kaltblütig

auch wenn es in der Brust schlägt

führe ich das Messer

an deine nackte Haut

u. ritze dich unter dem Arm

ein letztes Achselhaar fällt

u. erschlägt mich

aus reiner Notwehr


****








































schrieb heute schon

ein hundsmiserables elendiges ewig unnötig langes Gedicht

u. wollte

dass die Straßenbahn mit mir dafür

in die Hölle fährt

andere Worte zu holen


****










































auch unter größtem Wünschen

verschwand der Fleck nicht dort

am Schrank der Riss im Boden

verschloss sich nicht u. deine

Verliebtheit fasste meine

Entzüge nicht mehr kräftig

an


****









































warum trugst am Tag der Flut du

eine Bluse mit roten Tupfen auf weißem Grund

warum trugst du deine Haare

hochgesteckt u. verknotet an dem Tag

als ich aus dem Haus eilte

nur um kurz Luft zu schnappen

u. ein mir entfallenes Wort

in den Baum zu ritzen damit

es meine Kehle nicht mehr reize


den Baum haben sie gefällt u. die

Flut nässte deine Kleider ein

du verschwandest in einem Umkleideraum

mit zweitem Ausgang die Haare geöffnet

die Säge noch in der Hand

das Wort spottend auf den Lippen


****


































es nagt mir am hinteren Zahn unter der Teilkrone

ein Lied

das möchte ich dir singen

nagte es nicht so schmerzensvoll

wie nach aufhörender Narkose


****









































auch wenn sich aufgrund von Zeitschriften

die Gewerbestruktur unseres Viertels

ändert

auch wenn sie vor unserem Haus

mit Bagger und Schaufellader die

Tramschienen aus dem Boden reißen

sie biegen und brechen mit Knall

auch wenn sie die Möbel aus unserer

Fußboden-mit-Parkett-Wohnung

tragen u. sich dabei die Stirn mit

meinen Büchern abwischen

auch wenn du mir mit deinen

Handwerkerhänden mit den kleinen

Daumen die du stets unter den anderen

Fingern versteckst mit den verdickten

Knöcheln die Augen ausdrückst

u. die Zunge aus dem Rachen schneidest

man sagt ja dass wer sich die Hände

eines Menschen vorstellen könne ihn

wirklich kenne auch wenn du

mir die Vorstellung nimmst

indem du mir den ölverschmierten

Hammer in den Hinterkopf schlägst

selbst wenn ich einfach nur gehen

müsste einfach aus dem Haus

u. den Weg zurück vergessen müsste

oder ein Wahrsager ihn mir stehlen würde

selbst dann

selbst dann wird mir nie jemand

die Liebe nehmen können

die ich für dich in jeder

Synapse meines Hirnes

verwahre als meine Seele


****















im Befingern deiner Vorhäute

schießt dir der Verdacht

in die Hände fest das

Ding zu packen u.

es ihr über die

Zehenspitzen zu schlagen

damit sie endlich

zu dir gelaufen käme

eine bärendürstige Bettlerin

die dein Sperma säuft

wie die Dämmerung die Nacht

du riechst an deinen Fingern

den Geruch von gemähtem

feuchtem Gras in der Dunkelheit

von vollgepissten Laken

vor Beginn der ersten Stunde


****
































nein riefst du in den Lärm

der Baumaschinen ins Gezwitscher

der Vögel ins Lachen der Kinder

auf dem Spielplatz ins Gerede

der Frauen an der Kasse der Männer

am Tresen des Getrippels

der Ameisen des Streifens der

Raupen über das Blatt

das dir den Mund verklebt


****







































allerorts suchst du mich in

den Ausscheidungen der Schnecke

verendet am elektrischen Zaun

oder in der Blutlache der

zwischen deinen Fingerkuppen

zerdrückten Maikäfer- u. Fliegen-

körper allzeit suchst du mich

in den Tagen der Saurier die

aufgeschreckt den Meteoriten zu

Erde fallen sahen u. in der Zukunft

der Milchstraße die bald die

Wohnungsnot kennen lernen wird

suchst mich am Ende u. im Nichts der

Enge die wir fliehen wenn wir

uns sehen


****

































jeden Abend zur Last deines

Feierabends nimmst du den

stinkenden Lappen u. wischst

mich aus deinem Leben wie

Verkrustetes von der Unterseite

eines Tellers in der Hoffnung

aus mir würde ein weiteres

Stück Meißner Porzellan deiner

Sammlung


****







































endlich im Mai gelang

es mir das Haar auszureißen

das einer wie du

im Rachen meiner Mutter

gepflanzt hatte als sie noch jung

gewesen war aber die Zeiten

schon verdammt alt

mit dem Haar

bespanne ich den Bogen u.

spiele dir endlich meine

Lieder vor


****





































wanzenklein der Punkt in meinem

Leben den ich hätte setzen

müssen damit alles so geworden

wäre wie ich das gewollt hatte

in meinem wanzenkleinen Wunsch

nach dir


****










































es gibt keine Alternative

es ist nie beides möglich

der Vogel lässt den Wurm nicht

im Erdreich liegen der Löwe

lässt die Gazelle nicht laufen

der Tropfen hört nicht auf den

Stein zu höhlen meine Fragen

hören nicht auf meine Liebe

hört nicht auf dein Herz

zu spalten den Kopf wirr zu

machen wir können uns nur

begegnen aber nicht bleiben

in einem begrünten Haus

es gibt sich jeder die eigene

Hand und hofft dass eine

andere am Schopf zieht aber

das ist keine Alternative

sondern meine letzte Möglichkeit

nicht zu verenden in der Qual der Wahl

vor der Kugel die durchs Leben rollt


****




























du trittst ganz Philobat

in den Zwischenraum ihrer

Beine ein u. erhebst wie der

Maler der die Decke streichen

will deine Finger u. hoffst

dass sie im dunklen Wald

verloren gehen wie einst

das Kinderpaar

denn heutzutage

werden sie die Hexe nicht mehr

besiegen können u. auf

ewig im Knusperhäuschen

bleiben als echte Philobaten


****



































Flocken des Frühstücks sie liegen

weiß auf deinem Bauch der Schnabel

des Nachtvogels verlor sie im Schlaf

hörtest du nicht das Flattern der Flügel

das Aufschlagen des Hafers

du dachtest es seien Pickel

ausgetrieben vom Senf der Fischsoße

die ich am Abend mit meinen Zehen

anrührte als Aphrodisiakum

du mögest meine Gedanken

anfangen zu lieben und lieben

die Gerüche meines Fleisches auch

das um die schlotternden Knochen

hängt um schlotternde Knöchelchen

die dir die Flocken vom Nabel picken

als Nahrung für einen gelingenden Tag

auch wenn ich sie in meiner Wut

über deinen Schlaf

selbst dahin gespieen

haben sollte

als wär’s ein Lied

das mich überkam


****


























habe keine Madeleine habe

keine Vogelscheiße um mich

zu erinnern habe nur die Erinnerung

die flüchtige fliehende flügge

weiß nicht was da war weiß

nicht wie es war weiß nur dass

es war wir liefen durch den Hof

die Tante winkte der Vater sang

ein Lied von Kinderliebe u. Schuld

die Kittelschürzenmutter strickt

an der Zukunft ihrer Kinder

die aber nicht passen durfte

dann u. wann gab es etwas

Schokolade für die Diät danach


****


































grasnarbenfühlig scharrst du

durch Frühlingswiesen u. haust dir

das Wurzelwerk rein der Sand

die Erde quellen dir aus

der Nase wie Nasenbluten

Ungeziefer schwimmt auf dem Auge

u. graviert messages in die Iris

hier findest du deine Lebensweisheit


****








































makrelengeruchsgleich fällt

er mit seinen Überzeugungen

aus der Tür aus dem Haus aus dem Maul

in die Pflanzungen meiner Sinne

Rauch steigt aus seinen Augen

hoch u. schreibt Ausrufezeichen

an den Himmel Überschriften

seiner Verklemmtheit ich wende meine

Augen u. drehe die Ohren aus

der Bespuckungsbahn der Meinungen

u. suche eine Stelle in der Luft

wo ich einen Vers hinpinseln könnte

der dem Geschehen nicht in den Arsch kriecht

wie du


****


































deine Rede ist ein Feld

in dem dein Leben Maulwurfshügel

aufstößt an denen du Wache

hälst mit einem Spaten

um das Vieh endlich zu erschlagen


****











































Freund du willst dass ich mit dir

über die Dachfirste laufe

u. mit dir die Jungfernhäute

aus den rauchenden Schornsteinen

stehle damit wir sie an unsere

Lenden gürten wie die Gürtel unsrer

Jugend aber Freund da raucht

kein Stein am Himmel u. die Häute

wurden gegerbt u. zu Hüten verarbeitet

man trägt sie gegen Verfluchungen

oder wenn man einen Ausflug

an die See der Sehnsucht macht

bunte Hütchen die hier u. da

aus den Gassen aufleuchten wenn du

nach Hause rennst dicht verflogt

von den Träumen die dich wecken wollen

damit du nicht von den Firsten fällst


****































barfuss übers Maiglöckchenfeld

u. dann mit nacktem Hintern

sich in die Schlüsselblumenwiese

gesetzt als gäbe es kein Internet

u. hupten keine Autos unter

der Erde wie die Toten einer

Zivilisation der Käfer kriecht

dir unter die Vorhaut u. kitzelt

deine Geheimnisse hervor die du

unter der fünften Blume in der

zwanzigsten Reihe mit bloßen Händen

vergräbst jetzt weißt du immer

wo sie sind mein Freund wenn du

dich traust schau sie an laufe

barfuss übers Feld u. grabe dich

in die Erde ein vielleicht im August

wenn sie deinen Schweiß gebrauchen kann


****































unter einem Hemd aus nassem

Papier das trotzdem hält

trägst du ein Skapulier geklebt

aus den Zehennägeln deiner

Liebsten so spürst du an

der Brust u. am Schulterblatt

den Kitzel ihrer Zehen

als sie am Morgen dich

vom Schreiben abhalten wollte

einst


****






































wie junge Zootiere klettern

sie die Masten hoch u. horchen

an den Antennen ob nicht einer

einen Trost für sie habe denn

sie wissen nicht was sie mit all

den Dingen tun sollen die ihre

Rabenmütter u. Misshandlerväter

ihnen schenkten dennoch sind sie

später froh dass sie niemand

gesehen hat der jüngste hatte

sich in die Hosen geschissen

vor Begehren das Brummen hatte ihn

seine Extremitäten bis in die Därme

hinein spüren lassen


****


































Baumrinden zieren deine Lippen

u. Blattwerk kotzt du

auf den Gehsteig kleine

orangefarbene Autos verfolgen

dich lauf Junge lauf

sonst kassieren sie dich ein

schreddern deine Knochen klein

u. verstreuen sie im Winter

gegen Rutschgefahr


****







































Winde ausstoßen u. schmatzend

hältst du mir dein Geschlecht

entgegen von dem ich koste

u. in das ich meine Nase

reibe wie junge Hunde

ihren Körper an einem

Baum später tritt

süßherbes Harz aus


****








































du hattest dir Turnschuhe

aus Brotteig gebacken

u. trugst Socken aus gesalzener

Butter u. deine Möse

hing als aufgeschnittene

Mortadellascheibe zwischen

deinen Beinen als du

zu mir kamst u. dich

mir anbotest für einen

Brotzeitaugenblick


****







































die Brauen schabst du an der Hauswand

vom Fleisch u. mit dem aufspringenden

Blut sprühst du Parolen an die Wand

immer auf der Suche nach dem richtigen

Satz für das was mit dir geschieht


****










































Freundin du grubst deinen

Kot im Hausflur ein damit

an den Wänden Hyazinthen

wachsen werden wenn ich

nach Hause komme u.

den Kopf gegen die Wand

schlage weil wieder ein

Tag vorbei ist an dem wir

uns noch nicht getroffen

haben werden Liebste


****






































wenn sie wenigstens gleichgültig wären

in ihren abgestimmten Kleidern Röcken

Hosen wenn sie nicht die Mäuler

offen stehen hätten wie Siffons

aus denen übers Jahr Kakerlaken

gekrochen kommen u. dir die Realität

deiner Träume stehlen die Tatsächlichkeit

deiner Dinge wenn sie wenigstens

das Maul halten würden u. ihre

Weisheiten der Werbung schenken würden

damit solche wie sie den Scheiß kauften

in dem sie endlich irgendwann ersticken

aber sie wollen dir in die Kehle

kriechen deine Schleimhäute trocken

legen deine Nasenscheidenwand

mit Kacheln ausschlagen u. deine

Schädelinnenseite desinfizieren

u. dir dann ihre Möbelstücke

einstellen ergonomisch u. politisch

korrekt wie ein Nazischeitel wie ein

abgestochener Penner verlachter Dichter

wenn sie wenigstens gleichgültig wären


****


























verfrorener Oleander hängt durch das

Gitter des Balkons u. Insekten tropfen

von den Blättern u. zerstäuben im Hof

zwischen griechischen Kindern die schreien

die Bälle gegen die Hauswand werfen

in der Hoffnung einst werde ihnen eine

Frau die Tür öffnen u. sie aufnehmen

doch die Frau liegt kraftlos in den Kissen

erschöpft von der Aufregung der Tage

zuvor als sie vom Glück träumte

angefüllt mit Stimulantien

träumend von dir

du standest neben ihr doch du warst ihr nicht recht


****



































die Amsel hatte über

die Nacht das Moos im Kasten

zerstört was suchte sie in

der Erde unter dem Grün

der Warm war lange schon

ausgeflogen u. zertreten


****










































zwischen den Zehen Kardinalshüte

ins Geschlecht eingeführt Schachtelhalme

unter den Achseln quellen Liatris

sie sperrte dich auf den Balkon

bevor sie dir die Organe entnahm

um sie ihren Freunden zu spenden


****










































Primeln schwitzen

Fata Morganas

in den Morgen

Tauben verdursten

über den Firsten

unsres Sommers

die Zungen strecken

wir einander

raus die Käfer

verstauben im Wind

die Fliegen summen

wie der Kühlschrank

kurz vor Stromausfall

Sperma klebt die

Schamlippen zu

Finger streichen

kondensierte Worte

am Gaumen ab

Hände reichen

sich die Ernte

zum Liebesfrühstück

bevor der Winter

uns anfällt

die Regenzeit

uns wegschwemmt

wie Fertighäuser


****






















immer wieder

Füße die Falten

am Ballen die Wellen

im Bogen Rötungen

am Fersenknochen

das Geäder zum Hornring

die Biegung Gliederung

der Zehen der Abschluss

der Nägel der Lauf

des Rists u. überhaupt

wie du damit gehst

barfuss in der

Sonne auf heißem

Teer


****


































es müssen wohl Fäden

gesponnen sein oder

elektrische Leitungen

zwischen deinem

Gesicht Kinn

Nase Mund

Augen Wangen

Lippen Ohren

Stirn u. Stirnfalten

u. meiner Iris

unaufhörlich muss

ich dich anstarren

das Huhn fixiert

die Linie über

dem Schnabel der Fahrer

die Tachonadel

die andern den Wert

des Geldes u. was man

dafür kaufen

kann unaufhörlich

glotze ich dich an

wenn du gehst geht

auch mein Gesicht

das ist die Häutung

der Schlange die dir

zuwispert nasche

von der Frucht aber

du hörst nicht mehr

die Fäden weben

einen Kokon

bestenfalls


****

















kein Tarzan kein Gott kein afrikanischer

Mensch reißt die Lianen weg

in die wir uns verwickelt haben

die Stiefmütterchen die unsere Füße

fest am Boden halten

die Krokusse die unsere Mäuler stopfen

die Kakteen die in unseren Ärschen stecken

u. die Stinkmorcheln die in unseren

Gedärmen rumoren Boviste der Innerlichkeit

als chronisches Reizsyndrom

u. doch heißt es es sei nur der Traum

gemalt auf die Flügel einer Libelle

u. du müsstest sie bloß verscheuchen

u. du wärest im totgesagten Park

u. Amor schösse seinen Pfeil in dein Herz

in deine Hoden in die Vakuumpumpe deiner Lust

u. das Herz schlüge wieder das Steinsche der Hoden

fiele ab Luft bliese die Dinge lang u. steif

aber deine Hände sind mit weißen Lilien

ans Bettgitter gefesselt

u. der Tag sitzt auf dir u. vergewaltigt dich

im Fick des Jahrhunderts

du textet ihn mit allen Worten zu

die dir gerade einkommen

Krokusse regnen auf euch nieder

blaue u. violette

bis in die Nacht hinein


****





















auch du reitest den Schwan

am Morgen ins Verderben

u. am Ende des Tages

kehrst du mit Konserven

heim die du so sehr magst

als enthielten sie die Herzen

deiner Liebsten


****









































es ist halt so was soll

man tun so ist es halt

kann auch nichts ändern

von mir aus zuck doch

zurück geh doch von mir aus

es ist wie es ist die

Kapseln springen auf beim

Berühren das Rührmichnichtan

rollt sich auf der Samen

fällt zu Boden du

zuckst zurück wenn ich

den Mund aufmache mich

dir nähere um dir wie ich

mit der Hand die sanften

Frühlingsblätter streife

die Blüten zwischen Daumen

u. Zeigefinger umschließe

u. durchstreifen lasse

um dir zuckst du auch

zurück um dir einen

Abschiedskuss zu geben

es ist eben wie es ist

so ist es halt Schluss

aus schmerzen tut’s

aber als wär’s schon das

Ende des Sommers

das Ende der Welt jetzt


****





















in den Spalten zwischen den Platten

an den Bordsteinen auf den Mauern

laufen rennen wimmeln wirren

die Ameisen über deine Füße

an den Beinen hoch unter die Achseln

kriechen trippeln schlängeln marschieren

die Ameisen über deine Augen

in den Ohren aus den Nasenlöchern

quellen strömen platzen rauschen

die Ameisen sie wispern flüstern

hauchen tuscheln tratschen schreien

über die Erde über die ganze Welt

dass sie dich mit dieser Sau betrügt

sie lachen hämen grinsen zeigen

auf dich doch du gehst einfach weiter

bis sie dich in ihren Bau tragen

als gefundenes Fressen


****































der Frost deines Atems

färbt meine Zehen blau

ich humple den Weg meiner

Liebe wie ein gefallener

Bergsteiger der nie das

Basislager verließ sich aber

hinterrücks zwei Finger ab-

hackte sie wären erfroren

in der Steilwand des Seins

er jammert wie ein Kind

Erfrierungen beklagt

u. den Abgründen eines

Rachenbonbonspots

verfällt.


****

































Nein, ich schaute beim Abschied

nicht zurück. Ich mied

deine Blicke aufs Papier.

Hinter mir knallte die Tür.


****












































Ziegenmilch mache sprach der Junge

die Haut schöner u. überhaupt habe

sie weniger Fett


Exotische Nüsse scharf gewürzt u.

doch elend süß steckte sie ihm

in seinen Mund


Sie verstehen sich wie die Geranien

vor dem Fenster. Die Fliegen meiden

dieses Zimmer


Die Liebe ist ein Ding das liegt in der Bar

vor der Toilette aus. Bunt bedruckt

u. meist umsonst


Du schreibst einige Worte drauf u. dann

vergisst du die Dinger bis sie irgendwann

im Müll landen


****





























dein Busch ist ein Feld mit

Stiefmütterchen hinter denen

du dich versteckst u. auf

Sonntagsspaziergänger wartest

um ihnen Obszönitäten

im Gedenken an den Kopf

zu werfen u. ihre Hunde

zu vergewaltigen bis dich

endlich jemand erlöse damit

du als Sohn wiedergeboren

werdest alle tätscheln

deine Schulter nun u.

du bist ein Held


****



































auch wenn du gemahlene Orchideenknollen

in deiner Unterhose trägst u. unter

der Zunge ein gebackenes Stück Alraune

auch wenn du in deiner Geldbörse

ein Bündel ihres Schamhaares aufbewahrst

u. in deinem Schlüsselanhänger ein

Spalt Zehennagel eingeschweißt ist

auch wenn du undeutliche Worte in einem

Heft notierst u. des Nachts seltsame

Sätze ins Dunkel nuschelst u. dich dabei

vor dem Fensterkreuz verbeugst u.

einen Furz zu den Sternen schickst

auch wenn du beim Müllruntertragen

an sie denkst u. hoffst sie werde dich

einst lieben wie noch keine geliebt habe

so willst du doch als normaler Mensch

anerkannt sein u. respektiert werden

als jemand auf den man gelegentlich

hört wenn man ihn um Rat gefragt hat

ich hörte deutlich wie du fragtest im Schlaf


****




























die Kugelblitzsterne des

Löwenzahns die gelben

Blüten des Piss-au-lit

brachst du in deiner Kindheit

aus den Stängeln drücktest

du mit deinen Lippen

die weiße Milch

u. trankst sie anstelle

der warmen der Mutter Brust

wie du auch schriest u. tratest

die Mutter gab dir ihre

Dinger nicht hin

du trankst die weiße Milch

aus den Stängeln des Löwenzahns

nanntest die Kugelblitzsterne

deinen Vater u. das gelbe

Blühen deine Mutter hießest

Vater u. Mutter den Piss-au-lit


****






























in der Enge liegt Gefahr

u. die Harmlosigkeit tötet

dich solange sie im Schacht

nicht lauthals über dich lachen

u. verstummen drehst du dich um

du läufst weiter indes in deiner

Spülmittelahnungslosigkeit

ein moderner Küchenabenteurer

der das Abwasseramerika entdecken will

lachst du etwa mein Freund


****






































ich habe meine Stimme erhoben

aber kein Element trägt sie fort

sie findet den Weg nicht zu deinem Ohr

die Welt ist ein schweigsamer Ort

dann u. wann quillt Geschrei empor

wenn wir ewige Trennung geloben


****










































wie der Krebs in den Knochen

sitzt die Liebe in den Nerven dir

u. frisst sich satt u. macht dich arm

dir fallen wie faule Zähne die Worte aus

dass niemand dich mehr küssen mag

u. du vor Scham in der zahnlosen Höhle

selbstmitleidig als Schatten versinkst


****









































nicht träumend von den Blumenfeldern

geschlechtlicher Verschmelzung

von den Mondscheinhimmel zweisamen Inseldaseins

nicht sehnend nach der trockenen Luft

seliger Liebe u. traumhafter Abwesenheit

von den sauerstoffarmen Berghöhen

überlegener Erhabenheit u. gegenseitiger Disziplinierung zum Tode

bin ich froh um deine physische Präsenz

u. geistige Anwesenheit im Raum

u. dass du meinen Schwanz zwischen deine Fußsohlen nimmst

u. du es mir lachend machst

metaphernlos u. real


****




































was schreiben die Dichter in ihren Essays

das sie nicht schreiben könnten in ihrem Vers

es ist nicht falsch sich des Eindrucks nicht zu

erwehren dass dort die Geschwätzigkeit ihre Ruh

nicht findet die hier nur bei schlechten nicht schweigt


****











































sprechen Sie ruhig von Rosen

u. von Liebe

sprechen Sie auch von Hortensien

u. von Seele

sprechen Sie von mir aus von Lilien

u. von Freiheit

sprechen Sie letztlich von Nelken

u. von Tod

aber sprechen Sie nie Lippenbekenntnisse

u. verlogene Wünsche

in der Dichtung aus


****





































weißt der da der geht bei Nacht auf den Gemüsemarkt

u. schleppt sich das Kreuz u. die Knie kaputt

der hat drei Kinder u. ernährt sie auch

u. beschläft sein Weib

u. beschläft sein Weib


weißt der da der sitzt am Morgen schon im Büro

u. atmet trockene Luft u. schwitzt an den Füßen

fürchterlich für seine Söhne u. die Wohnung

u. den Urlaub zweimal im Jahr u. die Ausflüge

wo er sein Weib beschläft

wo er sein Weib beschläft


weißt der da der ackert sieben Tage die lange Woche

in seinem kleinen Scheißladen ohne Fenster u. tief im

Keller drin der pausiert nicht nein der pausiert

nicht u. malocht auch noch in die Nacht hinein

damit er sonnabendnachts noch mehr Kinder zeugen kann

wenn er sein Weib beschläft

wenn er sein Weib beschläft


weißt der da der sitzt von morgens früh bis abends spät

am Rechner u. schreibt langweilige aber gelehrte Texte

der wartet nicht auf Inspiration der macht Karriere

der wird Professor der nimmt eine Studentin

u. beschläft sie als sein Weib

u. beschläft sie als sein Weib


u. du schreibst Gedichte


****



















besprich mich lege einen Fluch

auf mich u. halte mich an Fäden

wie eine Marionette auf Besuch

öffne mein Herz wie Fensterläden


sprich mich mein Leben aus deinem Bauch

heraus aus deinen Schenkeln deinem Geschlecht

u. hebe meine Glieder mit vollem Recht

sei mir Asche zu Asche Schall u. Rauch


ich gebe mich dir hin

bin dein Hauptgewinn

ich bin das Gespenst

vor dem du fluchend wegrennst


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auch du gehörst hinter deiner Hecke

von Lilien u. gelben Rosen

auf deiner dem Körper sich anpassenden

Matratze auf der du still liegst

u. die Beine öffnest u. dich nicht

mehr regst in deiner vielfach

eingecremten Haut u. deinen

Perlen im Ohr du gehörst zu

denen die sich selbst nicht trauen

u. die erst dann Respekt empfinden

die erst dann anerkennend schauen

wenn man sie verlässt ja wenn

man endlich von ihnen geht

u. dein Blick in der leeren Weite sich verliert


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du sprachst einer Pflanze die

sich heliotropisch

erhebt

vom Geist der Natur u. vom Sprechen


u. schiedest die Dinge wehrtest

dich gegen die Bewegung

u. versankest wieder

in dir

was hast du da ausgesprochen

mein Freund

was nur


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streu mir Frau Estragon

in die Augen blase mir Koriander

unter die Lider u. Zitronengras

in meine Nasenhöhlen

damit ich inne halte in meinem

Begehren nimm schärferes Pigment

u. reibe es mir in die Körperöffnungen

wenn du willst dass ich mich nicht

mehr in die Welt verströme

wie die Maden aus dem alten Mehl

das dir vor Schreck aus den Händen gefallen war

als ich schrie

das am Boden explodierte Glassplitter

u. weißer Staub überall

u. Klümpchen die sich ringelten

auch auf der Innenseite deiner Beine


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harsch u. abgehackt

eine Trophäe in der Hand

im Küchenfeld

roter Boden Afrikas in den Augen

hinter dem Fronttisch

besetzt

belagert

besiegt


dein Ursprung


hältst du die Liebe in der Hand

schwenkst das blutend’ Ding triumphierend

hältst mich in der Hand

schwenkst das samend’ Ding triumphierend


jetzt ergebe ich mich gern


jetzt


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